Weber

Erst im 16. Jahrhundert entwickelt sich das Weben auf dem Lande vom bäuerlichen Nebenerwerb zum eigenständigen Handwerk. Bis dahin steht in jeder Stube, in der gesponnen wird, auch ein Webstuhl, auf dem die bäuerliche Familie ihre Stoffe, hauptsächlich Leinen, zum Eigenbedarf selbst herstellt.

Leinweber zählen zu den unehrlichen Gewerben, weil sie wie die Müller im Verdacht stehen, ihre Auftraggeber zu benachteiligen. Das für den Bauern schwer zu kontollierende Verhältnis zwischen abgeliefertem Garn und gewebtem Stoff spielt dabei sicher eine große Rolle. Leinweber verarbeiten vor allem Garn aus gesponnenem Flachs oder Hede zu Leinen von grober und feinerer Qualität. Gesponnen wird weiterhin vor allem im Winter in den bäuerlichen Haushalten.

Im Domanium darf nur jeweils ein Leinweber pro Dorf auf bis zu drei Webstühlen (auch Thauren) arbeiten. Den Webern ist es nicht gestattet, Jungen oder Gesellen zu halten. Manchmal beschäftigen sie allerdings Knaben oder sogenannte Knäbschen als Webergehilfen.

Bis der Sommer anbricht, muss der größte Teil des gelieferten Garns durch den Weber verarbeitet sein, denn das gewebte Leinen wird nun zur Bleiche ausgelegt, bis die Bleichzeit im August mit regenreicheren Tagen wieder zu Ende geht.

Ein Stück Leinwand ist 60 Ellen lang. Handelt es sich um einfaches weißes Leinen, so beträgt der Verkaufspreis im 18. Jahrhundert für das Stück ungefähr 12 Reichsthaler. Gestreiftes oder buntes Leinen kostet 15 Reichsthaler, einfaches Segeltuch, wohl aus Hanf hergestellt, nur 5 Reichsthalter.