April
Ostermand
Launing

 
Um den 23. April, den St. Georgs-Tag, beginnt endgültig das Pflügen und Kartoffellegen.

Um die Mitte des Monats wird das Vieh zum ersten Mal nach dem langen Winter von den Hirten auf die Wiesen zum Weiden getrieben. Auch nachts kehrt es nicht in die Ställe zurück, sondern steht auf dem, von Hirten überwachten, Anger oder einem anderen gut einsehbaren Wiesenstück, der sogenannten Nachtkoppel.

Die Brache auf dem vormaligen Sommergetreidefeld wird aufgelockert, von Unkräutern befreit und so für den Weidegang des Viehs vorbereitet. Die Stoppel des vormaligen Wintergetreidefeldes wird mit dem Haken umgebrochen, damit hier das Sommergetreide ausgesät werden kann. Das Frühjahrspflügen muss unbedingt bei trockenem Wetter erfolgen, da die Bodenschollen sonst zu groß sind und sich zu großen Kluten zusammenballen. Zum Sommergetreide, das in Mecklenburg bis ins 19. Jahrhundert hinein am häufigsten angebaut wird, zählen Hafer und Gerste. Nur selten wird auch Sommerroggen gesät. Für Gerste muss anschließend noch eine Wende- und Saatfurche, für Hafer nur eine Saatfurche gezogen werden. Die Körner des Hafers werden zu Hafermehl, Graupen oder Grütze verarbeitet. Das Haferstroh ist gutes Viehfutter. Gerste wird weniger als Mehl, nur in Mischung mit anderen Mehlen, verwendet. Es dient der Malzgewinnung zum Bierbrauen und wird zu Graupen vermahlen. Aus Gerste kann auch Zucker, Sirup und Kaffeersatz hergestellt werden. Außerdem ist das Gerstenstroh gutes Viehfutter.

Nach der Aussaat des Sommergetreides mit dem Säsack wird mit der Holzegge nachgeeggt, um die Saat einzuarbeiten und grobe Bodenschollen zu zerkleinern.

Etwa am 100. Tag des Jahres Anfang April kann Flachs auf einem Teil des Brachfeldes ausgesät werden. Er geht etwa zehn Tage später auf. Die Flachsstengel werden zur Herstellung von Leinwand benötigt, die Samen der Pflanze können ausgepresst und zu Leinöl verarbeitet werden. Die neue Saat des Leinsamens wird nicht vom Bauern selbst erwirtschaftet, sondern im Frühjahr in den Städten eingekauft. Sie kommt meist aus dem Baltikum, so z.B. aus Riga, Memel oder Libau.

Die Obstbäume werden jetzt kurz vor dem Blütenaustrieb veredelt oder gepflanzt. Die jungen Bäume werden in die bereits etwa vier bis sechs Wochen vorher ausgehobenen Löcher gestellt und anfangs angebunden. Das zugeschüttete Pflanzloch wird mit Dung bedeckt, um ein Austrocknen des Pflanzenballens zu verhindern und dem jungen Baum Nährstoffe zuzuführen. Apfelbäume werden etwa in einem Abstand von 12 m, Birnen von 10 m und Pflaumen mit 7 m Abstand gepflanzt. Diese Sorten sind neben den etwas selteneren Kirschbäumen die hauptsächlichen Obstbaumsorten, die in Mecklenburger Obstgärten gepflanzt werden. Obstgärten lassen sich am günstigsten in gegen Süd, West oder Ost abfallender Lage anlegen. Günstig ist es, wenn sie von Wasser begrenzt werden.

Ostern ist ein bewegliches Fest, das immer am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond gefeiert wird. Jetzt endet die Schulzeit für die Kinder, die während der warmen Jahreszeiten zur Unterstützung in der bäuerlichen Wirtschaft gebraucht werden. Mit der Konfirmation der 14- oder 15-jährigen an Palmsonntag vor Ostern endet ihre Schulzeit endgültig.