Zu Anfang des Monats August ziehen die Störche fort. Bauernregeln besagen, daß, je später Störche und Schwalben in den Süden ziehen, umso milder der Winter ausfällt.
Der August ist die Haupterntezeit von Gerste, Weizen, Hafer, Flachs, Erbsen und Bohnen. Sobald das Getreide gelbreif und das Wetter trocken ist, kann geerntet werden. Das Mähen des Getreides mit der Sense ist Männerarbeit. Gleichzeitig mit dem Mähen wird das Getreide ins Schwad gelegt, so dass es die Frauen, die hinter den Schnittern gehen, problemlos mit Roggenstrohseilen zu Garben binden können. Die Garben werden zu Hocken aufgestellt, damit das gemähte Getreide trocknen kann.
Getrocknetes Getreide kann in die Scheunen eingefahren werden. Durch die gemeinschaftliche Wirtschaftsweise und den damit verbundenen Flurzwang ist das Getreide oft nicht bei allen Bauern gleichmäßig trocken. Es muss dann im Dach des Hauses nachtrocknen. Die Seitenbretter der Ackerwagen werden durch Leiterwände ersetzt und mit dem Langboom verlängert, an dessen Ende eine Winde zum Festzurren der Getreidegarben angebracht wird. Die Männer besorgen das Aufladen der Garben mit langstieligen Forken. Auf dem Wagen stehen oft die Frauen, die für das ökonomische Packen zuständig sind. Der volle Wagen wird in die Diele des Bauernhauses gefahren. Von hier aus wird der Dachraum mit Forken beschickt. Ist der Wagen leer, geht es erneut zum Feld. Ist bei Kleinbauern nicht genügend Lagerraum vorhanden, so werden auf dem Feld Getreidemieten gesetzt, die mit Roggenstrohmatten abgedeckt sind.
Nach der Ernte bleibt die Stoppel des Sommergetreides bis zum Herbst und die des Wintergetreides bis zum Frühjahr stehen und dient dem Vieh als Weide.
Die Obsternte beginnt. Äpfel und Birnen werden an trockenen Tagen gepflückt. Fallobst oder Obst mit Stellen wird möglichst sofort verarbeitet. Nur vollkommen schadlose Früchte können kühl und trocken mit der Stielseite nach unten gelagert werden. Im 18. Jahrhundert und besonders nach dem Siebenjährigen Krieg blüht der Obsthandel mecklenburgischer Bauern über Rostock nach Petersburg, Riga oder Reval; auch nach Berlin und Bergen. Rostocker Schiffer kaufen das Obst auf und bezahlen pro Tonne etwa zwei bis drei Reichstaler. Erst um die Jahrhundertwende nimmt die Konjunktur im mecklenburgischen Obstbau allmählich wieder ab und die zahlreichen Obstgärten verwahrlosen und werden verkleinert.
Zum zweiten Mal im Jahr wird Heu geschnitten, getrocknet und eingelagert.
An Maria Himmelfahrt, dem 15. August, gehen die Menschen mit gebundenen Kräutersträußen in die Kirche. Die geweihten Kräuter werden im Haus als Schutz gegen Blitz und Krankheiten aufgehängt oder unters Viehfutter gemischt.
Am 24. August, dem Bartholomäustag, endet die Schonzeit für die Fische. Bis zu diesem Tag sollten die Felder von Getreide geräumt und das letzte Fuder Heu eingebracht sein.
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