Im bäuerlichen Haushalt muss im Sommer alle vier bis fünf und im Winter alle sechs bis sieben Wochen neues Brot gebacken werden. Um den Zeitaufwand für die Zubereitung des Brotes abzukürzen, wird nach jedem Backtag ein Stück Sauerteig aufgehoben und in einem Steinguttopf unter Wasser gelagert. Dieser Restteig wird dann mit Wasser verdünnt dem neuen Brotteig wieder zugesetzt und verkürzt so den Säuerungsvorgang des Brotes ungefähr um zwei Tage. Für 25 bis 30 Brotlaibe, mit denen etwa ein Ofen beschickt wird, benötigt man ungefähr 100 kg Roggenschrot. Zu Beginn besteht der Teig ausschließlich aus Roggenschrot und Wasser. Er wird mehrere Male in einer hölzernen Teigmulde mit großem Kraftaufwand gut durchgeknetet bis er nicht mehr klebt. 20 bis 30 Stunden lang muss der geknetete Teig nun im Haus ruhen und säuern bzw. Hefe bilden. Erst bei der endgültigen Teigaufbereitung kurz vor dem Backen werden eventuell etwas Weizenschrot und Gewürze, zum Beispiel Salz und Kümmel zugegeben. Oft wird das Brot aber auch vollkommen ungesalzen gebacken. Stuten aus Weizenmehl gibt es nur zu den Feiertagen, schon Brot aus Roggensichtmehl gilt als besondere Ausnahme. Im letzten Schritt vor dem Backen werden die Brote zu Laiben geformt und dann aus dem Haus bis vor den Backofen gebracht. Der Backofen des bäuerlichen Haushaltes befindet sich meist wegen der Brandgefahr abseits des Wohnhauses im Garten. Die Feuerordnung von 1772 schreibt eine Mindestentfernung von 200 Schritt zu anderen Gebäuden vor. Oft ist er wegen des Windschutzes mit Bäumen oder einer Hecke umpflanzt. In der Regel ist er halbrund in der Form eines Gewölbes aus Backsteinen gemauert und mit einer Lehmschicht überworfen. Die Sohlen sind aus Ziegel- oder Feldstein. Schon früh am Morgen muss mit dem Anheizen des Ofens begonnen werden, da dazu je nach Witterung vier bis fünf Stunden nötig sind. Zum Heizen werden ausschließlich Kluft- und Abfallholz oder Reisig verwendet. Während des Heizens erreicht der Ofen etwa eine Temperatur von 600 Grad Celsius, die von der Lehmwandung gespeichert wird. Ist diese Temperatur in etwa erreicht, werden Asche und Glutreste mit einem feuchten Reisigbesen oder einem Ofenwischer aus Binsen aus dem Inneren entfernt. Dabei fällt die Temperatur auf die nötige Backtemperatur von etwa 300 bis auf etwa 100 Grad Celsius zum Ende des Backvorgangs. Die richtige Backtemperatur ist erreicht, wenn auf die Backfläche gestreutes Mehl in einer Minute goldbraun wird. Die Brotlaibe werden nun auf einen Brotschieber gelegt, mit Wasser bestrichen und in den Ofen geschoben. Die Ofenklappe kann geschlossen werden. Die Temperatur im Ofen kann über diese Ofenklappe oder einen Abzug reguliert werden. Der eigentliche Backvorgang dauert nun etwa zwei Stunden, bei starkem Wind sind auch bis zu vier Stunden möglich. Danach werden die Brote aus dem Ofen genommen. Sind sie zur Lagerung bestimmt werden sie nach der Abkühlung in feuchte Tücher gewickelt und bleiben so länger frisch. /15/ Das Brot wird im bäuerlichen Haushalt mit besonderer Ehrerbietung behandelt. Oft wird schon der Teig bekreuzigt, auch beim Brotanschnitt schlägt der Bauer ein Kreuz. Der Knust darf nicht weggegeben werden, da sonst der Segen aus dem Haus entschwindet.
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