Juli
Heumand
Heuertim

 
Das Heu als Viehfutter für den Winter wird zur Grasblüte auf den Wiesen mit der Sense geschnitten. Besonders wichtig ist dreitägiger Sonnenschein. Am ersten Tag wird ab etwa 3 Uhr morgens mit der Sense Gras gemäht und mit dem Rechen ausgebreitet solange es noch taufeucht ist. Am zweiten Tag wird das Gras gewendet und zu Haufen zusammengelegt. Am dritten Tag wird es noch einmal ausgebreitet, aufgeladen und in die Scheunen transportiert.

Die Erntearbeiten müssen vorbereitet werden. Fuhrwerke, Wagen, Sensen, Dreschflegel u.a. Erntegeräte werden instandgesetzt. Die hölzernen Räder der Erntewagen werden vom Schmied mit neuen Eisenreifen bezogen und vom Bauern sorgfältig mit Pech geschmiert.

Vom 24. Juli bis 24. August sind die sogenannten Hundstage. Sie bringen als oft heißeste Tage des Jahres Dürre und Viehseuchen.

Um den 25. Juli - den Jakobstag - werden die ersten Kartoffeln geerntet. Jetzt beginnt die Mähzeit für Roggen, lange Zeit die Hauptgetreideart in Mecklenburg. Der Jakobstag ist traditionell der Tag für das Anmähen. Das Getreide ist reif, wenn sich die Körner über dem Fingernagel brechen lassen und einen breiigen Kern haben. Die Feldstücke werden mit der Sense gemäht. Diese Arbeit führen ausschließlich Männer aus. Mit der Mahd wird das Getreide ins Schwad gelegt. Hinter den Schnittern gehen die Frauen und binden das Getreide mit Roggenstrohseilen zu Garben. Zum Nachtrocknen werden die Garben dann auf dem Feld in Hocken aufgestellt. Nach dem Trocknen des Getreides wird es auf die Ackerwagen geladen. Mit langstieligen Forken werden durch die Männer die getrockneten Getreidegarben auf den Wagen gestakt. Auf dem Erntewagen stehen oft Frauen, die die Garben so ökonomisch wir möglich packen. Ist der Wagen mit einem Fuder Getreide beladen, so wird er in die bäuerliche Scheune gefahren.

Die Gärten müssen bei großer Hitze bewässert werden. Die Birnen werden reif. Sie können an trockenen Tagen gepflückt werden.

Soll Flachs als Faserpflanze verwendet werden, so kann er Ende Juli etwa 100 Tage nach dem Aufgehen der Saat, wenn die Stengel gelb sind und die Blätter abfallen, geerntet werden. Das erfolgt durch einfaches Ausziehen der Pflanze samt Wurzel. Um die Faser der Pflanze zu gewinnen, beginnt nun eine aufwendige Prozedur. Als erstes werden die Pflanzen getrocknet und anschließend geriffelt, dass heisst von Samen, Körner und Blättern befreit. Nun müssen die Stengel rotten, rösten oder weichen, um die reine Faser von anderen Bestandteilen zu trennen. Bei der Wasserröste werden die Strohbündel in Teichen oder Gruben unter Wasser gehalten, mit Brettern bedeckt und mit Steinen beschwert. Bei der Tauröste wird das Stroh ganz dünn auf einer Wiese oder auf dem Dorfanger ausgebreitet und desöfteren umgewendet. Dieser Gärungsprozess durch Witterungseinfluss dauert zwei bis zehn Wochen. Der Geruch bei der Gärung ist äußerst penetrant. Nach dem Rösten müssen die Stengel in der Sonne oder im Backofen gedarrt werden. Sind die Flachsstengel vollständig getrocknet, werden sie gebrochen, um die Fasern zu lockern. Anschließend werden die Faserbüschel gehechelt und geradegelegt. Erst jetzt kann gefärbt und gesponnen werden. Das Flachsbrechen wird mit einem kleinen Fest, die sogenannte "Bräkelköst", begangen.