Nahrung

Etwa ab dem 17. Jahrhundert ändert sich das Mahlzeitengefüge im bäuerlichen Haushalt. Zu den drei Hauptmahlzeiten Frühstück, Mittag und Abendbrot kommen die Zwischenmahlzeiten Imt und Vesper. Der bis dahin hohe Fleischanteil in den Mahlzeiten geht zugunsten von Getreide stark zurück. Fleischtage sind nur noch die Sonn- und Feiertage, manchmal auch die Dienst- und Donnerstage. Besonders häufig werden geräuchertes und gepökeltes Schweinefleisch und frisches Schaffleisch gegessen. Rindfleisch gibt es nur an hohen Feiertagen. Auch Fisch, vor allem Hering, Dorsch und Stockfisch, wird besonders reichlich verzehrt. Zu jeder Mahlzeit wird dunkles hartes Roggenschrotbrot oder eine Grütze aus Gerste, Hafer oder Buchweizen gegessen. Feinbrot aus Roggensichtmehl oder gar Weizenmehl (Stuten) wird nur zu Feiertagen gebacken. Kuchen ist noch nicht bekannt.

Übliches Gemüse sind Grün- und Weißkohl, Sauerkraut, Rüben, gelbe Erbsen, Möhren und Saubohnen. Zum Roggenbrot gibt es Butter, Schmalz, Quark, Käse, geräucherten Schinken, Speck oder Mettwürste. Äpfel, Birnen, Pflaumen oder Kirschen aus dem Obstgarten werden durch Trocknen konserviert und als Backobst weiterverwendet. Getrunken wird fast ausschließlich Kofent, ein selbstgebrautes obergäriges Schwachbier aus gesäuertem Schwarzbrot und Wasser.

Milch wird nicht getrunken, sondern nur als Suppe verwendet oder zu Butter, Quark oder Käse weiterverarbeitet.

Im 17. und 18. Jahrhundert besteht ein übliches Frühstück aus einer Brot-, Milch- oder Kohlsuppe, Grütze, Salzhering oder Roggenbrot mit Schmalz, Butter und Quark. Zum Mittag gibt es Fisch- und Fleischgerichte, die meist als Eintopf zusammen mit Gemüse im Grapentopf oder Kessel gekocht sind, da die Art der bäuerlichen Herde das Braten erschwert. Braten ist nur im Zusammenhang mit dem Brotbacken im Backofen möglich. Zum Abendbrot ist es üblich, warme Mahlzeiten zu essen. Meist wird der Eintopf vom Mittag noch einmal aufgewärmt.

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ändert sich die Ernährungsweise noch einmal grundlegend durch den flächendeckenden Anbau der Kartoffel. Sie verdrängt fast vollständig die bisher übliche Grütze und wird hauptsuppengrundlage. Anfangs werden Kartoffeln hauptsächlich als Mus oder Brei später auch trocken als Beilage zu Fleisch und Gemüse oder abends als Bratkartoffel gegessen. Mit dem Aufkommen des Malzkaffees geht der Verbrauch von Kofent zurück. Im 20. Jahrhundert werden auch Branntwein, Stark- und Lagerbier getrunken.  /2/

Um 1855 beschreibt der in Stargard geborene Vollrath Hoffmann die Essgewohnheiten der Mecklenburger: "Die Mecklenburger essen sehr viel und man darf wohl sagen, ungeheuer viel, und möglichst gut. Suppe und Gemüse lieben sie nicht. Sie essen, nicht öfter als fünf Mal an einem Tage. Ganz in der Frühe nimmt der, welcher das Feld bebaut, ein Frühstück zu sich, das für manchen andern blos auf einen Tag (für solche die wenig essen auf drei Tage) hinreichen würde. Um 8 oder 9, spätestens 10 Uhr genießt der Mann Klein-Mittag, eine Kleinigkeit, die nicht viel stärker ist, als die Einleitung für den Tag war; andere nennen sie Frühstück. Von 12 bis 1 Uhr (bei Vornehmen später) wird Mittag, zwar nicht wenig, aber viel gegessen, ungefähr von zwei Mann so viel, als ein halbes Dutzend Personen in Württemberg den ganzen Tag genießen....Wein kömmt höchst selten an, oder in, den Mund der untersten Klasse, aber desto mehr Schnaps und Bier. Jener mehr als dieses...Fleisch, Spickgänse, Speck, Schinken (...), Fische, Krebse, recht viel Kartoffeln, und Grütze von Hafer, Buchweizen oder Gerste, Eier, gestandene Milch, Butter und Käse, zu welchen schwarzes, sehr kräftiges Roggenbrot kömmt, und wozu, Mittags oder Abends, Erbsen, Linsen oder Bohnen den Appetit stillen helfen...Das Andere schlägt nicht an nach dortiger Meinung."