November
Näwelmand
Nebelung

 
Die alljährliche Schlachtezeit im bäuerlichen Haushalt liegt im November, Dezember und zwischen Lichtmess und Fastnacht. Ein Teil des Viehs wird geschlachtet, um es nicht über den Winter bringen zu müssen und einen Fleischvorrat für die kalte Jahreszeit zu haben.

Am 11. November, dem St. Martin-Tag werden Schlachtefeste gefeiert. Der Tag ist Zahltermin für Zinsen, Pachten, den Zehnten und die Naturalsteuern. Jetzt beginnt der 80-tägige Weihnachstfestkreis, der 40 Tage nach Weihnachten an Lichtmess beendet ist.

Die Spinnstubenzeit beginnt, wenn die Feldarbeit beendet ist. Nach altem Glauben muss die Flachsernte bis Weihnachten ausgesponnen sein. Das Spinnen ist ausschließlich Arbeit der Frauen und jungen Mädchen und findet abends in der bäuerlichen Stube, manchmal auch in größeren Gruppen, statt. Flachs und Wolle werden zu unterschiedlich starken Fäden für feine oder grobe Ware versponnen. Die grobe Ware wird zu Kartoffel- und Getreidesäcken verarbeitet. Selbst gesponnenes oder gewebtes feines Leinen stellt eine Art Statussymbol dar. Meist wird schon Jahre vorher an der Aussteuer gearbeitet.

Am 30. November, dem St. Andreas-Tag, finden oft Winterfeste statt. Die Andreasnacht wurde als Losnacht angesehen, in der jungen Mädchen der Zukünftige erschien. Die winterlichen Umzüge zum Vertreiben böser Dämonen und zum Erbitten von Fruchtbarkeit für die Felder beginnen.

Während der Winterruhe bis in den Februar hinein werden die einjährigen Triebe der Weiden geschnitten, damit sie in den winterlichen Abendstunden zum Körbeflechten verwendet werden können. Nach dem Schnitt werden die Weiden der Länge nach sortiert, gebündelt und zum Trocknen aufgestellt. Im trockenen Zustand sind sie jahrelang haltbar. Kurz vor dem Flechten werden die Weiden in Wasser eingeweicht. Die Einweichzeit beträgt bei ungeschälten Weiden etwa 14 Tage, bei geschälten Weiden nur etwa 1 - 2 Stunden. Für die bäuerliche Grünkorbflechterei werden jedoch in der Regel ungeschälte Weiden, manchmal auch Haselnussruten, verwendet. Weiden werden auch zum Bau von Flechtzäunen und zum Füllen des Fachwerks im Hausbau benötigt.

Außerdem hält der Bauer Ausschau nach Nutzholz, dass er für die Reparatur oder Herstellung seiner Ackergeräte benötigen kann. Es ist am besten, wenn es während der Saftruhe im Winter gehauen wird. Stiele von Heugabeln, Sensen, Forken und Schaufeln werden beispielsweise oft aus Buchenholz hergestellt, ebenso Haken oder Schubkarren. Für Pflüge, Eggen oder Leitersprossen wird Eschenholz verwendet. Peitschen- oder Axtstiele sind am besten aus Ahornholz herzustellen. Erlen- und Birkenholz wird geschlagen, um Holzpantinen zu schnitzen, aber auch um Holznägel, Zwirnspulen für die Spinnräder und Löffel anzufertigen. Aus dem Reisig der Birken werden Besen gebunden.

Den ganzen Winter über werden abends durch die Männer und Jungen Löffel, Kellen und Werkzeugstiele geschnitzt, Kiepen aus Weiden oder Tannenwurzeln geflochten, Reisigbesen gebunden oder Peitschenstiele aus gedrehten aufgespaltenen Weidenstöcken gefertigt. Kunstvolle Schnitzarbeiten, die einem besonderen Zweck dienen sollen, werden mit rotem und grünem Wachs ausgestrichen und wirken dann farbig. Die Frauen und Mädchen spinnen Flachs und Wolle, weben, sticken oder setzen Kleidung instand.