Die kurzzeitig beweidete Stoppel des ehemaligen Sommergetreidefeldes wird mit dem Haken flach zur Brache umgebrochen. Es bleibt bis zum Frühjahr liegen und wird dann als Weide für das Vieh benutzt.
Das ehemalige Brachfeld wird zum zweiten Mal mit dem Haken gepflügt und so für das Wintergetreide gewendet und vorbereitet. Der größte Teil des bäuerlichen Ackerlandes wird im Herbst gepflügt, da die großen Bodenschollen durch die Winterfröste zersprengt werden und der Boden dadurch eine bessere Qualität erhält. Noch einmal wird mit dem Haken die Saatfurche für das Wintergetreide gezogen. Ab etwa Anfang Oktober kann der Winterroggen mit dem Säsack gesät werden. Er stellt wenig Ansprüche an den Boden und ist lange Zeit die Hauptgetreideart in Mecklenburg. Seine Körner werden zu Roggenmehl, dem Brotgetreide, vermahlen und später zur Branntweinbrennerei verwandt. Das Roggenstroh liefert den besten Ertrag, da es besonders lang und stark ist. Es wird als Viehfutter und zur Einstreu, aber auch zum Dachdecken, für Seile oder Matten verwendet. Nach dem Säen wird die Saat mit der Holzegge eingearbeitet.
Am ersten Sonntag nach Michaelis ist Erntedankfest. Es fällt oft mit der Kirmes - dem Kirchweihfest - zusammen. Die wichtigsten landwirtschaftlichen Tätigkeiten des bäuerlichen Jahres sind nun abgeschlossen - im ganzen Dorf wird ausgelassen gefeiert. Der Brauch, Erntefeste zu feiern, geht meist von den Gutswirtschaften aus, die Erntebier und festliches Essen spendieren. Das Erntebier ist ein über die Jahrhunderte vorgeschriebenes Recht für Knechte, Tagelöhner oder Hauswirte.
Der 16. Oktober St. Gallus bedeutet das Ende der Pflanzzeit. Die Kühe gehen nicht mehr auf die Weide. Da die Bauern wegen der schlechten Futtersituation ihr Vieh solange es das Wetter irgend zulässt auf der Weide belassen, frisst es oft auch die jungen Triebe des Wintergetreides auf den Saatfeldern.
Ab Mitte Oktober vor Beginn der ersten Herbstfröste kann auf dem ehemaligen Sommergetreidefeld auch Winterweizen gesät werden. Er wird jedoch in Mecklenburg bis zum 19. Jahrhundert nur sehr wenig angebaut. Die Pflanzen überwintern im Rosettenstadium.
Der Bartelstag am 24. Oktober ist der Termin zum Räumen der Felder. Traditionell finden an diesem Tag die Dienstbotenwechsel statt.
In den Gärten wird weiterhin geerntet. Pflaumen können an trockenen Tagen gepflückt werden. Sie werden im Backofen zu Backpflaumen getrocknet. Auch in Steintöpfe geschichtet, mit einer Blase zugebunden und kühl und trocken gelagert halten sie sich bis Weihnachten. Bis zum Ende des Monats wird Kohl geschitten.
Kurz nach dem Laubabfall ist noch einmal eine günstige Pflanzzeit für Obstbäume.
Im Haus beginnt man mit dem Anlegen von Wintervorräten für Mensch und Tier. Weißkohl wird zu Sauerkraut eingelegt, Obst getrocknet, Gemüse in Stroh, Sand oder Flachsbracken eingelagert u.a.. Magerfische können zu Stockfisch getrocknet werden. Dazu weicht man sie in Wasser und eine Lauge aus Buchenholzasche ein und trocknet sie anschließend.
Bevor der Winter einsetzt müssen schadhafte Stellen an Dächern Häusern und Scheunen repariert werden.
Die meisten bäuerlichen Hochzeiten finden von Oktober bis Mitte Dezember in der arbeitsarmen Zeit statt. Auf ihnen wird das ganze Dorf eingeladen. Jungen heiraten sobald ihre Existenz gesichert ist und sie volljährig sind, meist im Alter von 26 bis 30 Jahren, Mädchen wesentlich früher, oft schon mit 18 oder 19 Jahren. Kinder, die nicht Gehöftserbe sind, werden bei ihrer Hochzeit abgefunden. Erst zum ausgehenden Mittelalter setzt sich die kirchliche Ehe als allein gültige durch. Vorher ist es durchaus üblich, dass zwischen den Familien einfache Verträge geschlossen werden. Neu geschlossene Ehen werden an drei aufeinanderfolgenden Sonntagen von der Kirchenkanzel verkündet. Auf den Dörfern ist es bis ins 20. Jahrhundert hinein üblich, dass die Braut bei der Hochzeit in schwarz gekleidet ist. Oft trägt sie einen Myrtenkranz als Zeichen ihrer Jungfräulichkeit.
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