Zu Anfang des Monats September ziehen die Schwalben fort.
Das im Sommer geerntete Getreide wird nach und nach ausgedroschen. Meist wird mit dem Weizen begonnen, da er verkauft werden kann und den höchsten Kornpreis einbringt. Anschließend wird der Saatroggen ausgedroschen. Dazu werden die nach der Ernte zum Nachtrocknen im Dachstuhl des Bauernhauses oder in der Scheune gelagerten Garben geöffnet und auf der lehmgeschlagenen Diele oder dem Scheunenboden ausgebreitet. Meistens wird unter die Garben ein großes Tuch gelegt, damit die Körner leichter eingesammelt werden können. Mehrere Männer schlagen nun im zeitversetzten Rhythmus mit hölzernen Dreschflegeln auf die Garben ein, damit das Korn überall gleichmäßig ausgedroschen wird. Anschließend werden die leeren Strohhalme abgesammelt und eingebunden. Nun ist es noch notwendig die Körner von Spreu und Staub zu trennen. Dazu wird das Tuch gleichmäßig mehrmals geschwungen und die leichten Bestandteile können mit dem Wind davonfliegen. Zum Abschluss werden die Körner über Kornsieben ausgesiebt. Das ausgedroschene Getreide wird in Speichern gelagert und bei Bedarf zur Mühle gefahren und dort ausgemahlen.
Das beim Dreschen übriggebliebene Stroh wird auf der Häcksellade klein geschnitten und kann so als Einstreu oder Futter verwendet werden. Vor allem das Roggenstroh wird zu einem Teil in seiner vollen Länge belassen, da es vielfältig zum Dachdecken, zur Herstellung von Matten oder als Beimengung bei der Ausbesserung der Lehmwände verwendet wird.
Am 19. September beginnt der Altweibersommer. Das ist traditionell die Zeit der Viehmärkte bevor die Tiere von der Weide in die Winterställe kommen. Derartige Märkte werden in den umliegenden Ackerbürgerstädten abgehalten, Viehhändler ziehen aber auch über die Dörfer.
Am 23. September ist Herbst-Tag-und-Nacht-Gleiche. Von nun an ist der Tag wieder kürzer als die Nacht. Allmählich muss an die Vorbereitung des Winters gedacht werden.
Brennholz und Reisig, das sonst auch täglich für den Herd benötigt wird, wird als Vorrat für die kalte Jahreszeit gesammelt. Gutes Brennholz ist Buchen-, Hainbuchen- und Kiefernholz. Eichenholz wird wegen des beißenden Rauches nicht im Haus verwendet. Da es aber gute Heizeigenschaften besitzt, wird es meist zum Beheizen der Backöfen im Freien benutzt. Das gesammelte Brennholz wird zerkleinert und in Rundmieten aufbewahrt. Bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts werden Ofen und Küchenherd fast ausschließlich mit Brennholz geheizt. Die Öfen in den Bauernhäusern sind aus Ziegelsteinen gemauert. Sie werden mit Speck abgerieben, damit sie ein glänzendes Aussehen bekommen. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kommt die Verwendung von Tonkacheln für Öfen auf. Sie sind in der Lage, die Hitze länger zu speichern. Jetzt wird zunehmend auch mit Kohlen geheizt.
Neben dem Holz zum Heizen werden auch Kienspäne gesammelt, die man zum Anheizen oder zur Beleuchtung benötigt.
Am 29. September, dem Michaelistag, beginnt die Schulzeit für die Kinder wieder.
Hirten und sogenannte Pfänder treiben ab Michaelis bis Martini die Schweine zur Mast in die Wälder. Kastanien, Eicheln, Bucheckern und Baumlaub fallen während der Herbst- und Winterstürme reichlich. Etwa alle fünf bis sieben Jahre ist die Eichen- und Buchenmast so ergiebig, daß die Schweine voll gemästet werden können. Der Dorfschaft muss die freie Mast vom Grundherren genehmigt werden, da ihm allein die Nutzung des Waldes zusteht. Als Mastgeld wird pro eingetriebenes Schwein in etwa ein Reichstaler bezahlt. In der Nacht oder bei schlechtem Wetter werden die Tiere in provisorischen Holzbuchten im Wald zusammengetrieben. Die Schweine sind recht groß, hochbeinig und langgestreckt. Sie werden nur für den Hausgebrauch aufgezogen.
Der Flachs, der zur Ölgewinnung verwendet werden soll, wird geerntet. Die Samen müssen in Stampfmühlen geschlagen werden. Das Öl wird als Lampenöl, Firniß und zur Seifenherstellung verwendet. Der Ölkuchen wird an Kälber und Hühner verfüttert. Seife von grünlicher Farbe wird aus Pottasche und Leinöl oder Rindertalg gekocht. Die Pottasche wird erhitzt und bei der Zuführung des Fetts kommt es zur Verseifung. Anschließend muss die Seife einige Tage trocknen. In zähflüssigem Zustand wird sie in Stücke geschnitten und anschließend noch einmal bis zum völligen Aushärten getrocknet.
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