Der traditionelle mittelalterliche Haustyp ist das niederdeutsche Hallenhaus, in dem Mensch und Tier unter einem Dach leben. Man unterscheidet als Haustypen das Fletthaus (abgeschlossene Diele, Wohnraum im hinteren Bereich des Hauses, zwei Luchten) und das Durchgangshaus (durchgehende Diele, Wohnraum an einer Seite des Hauses, eine Lucht). Das hohe strohgedeckte Dach ist im vorderen Bereich meist als Vollwalm im hinteren Bereich als Halbwalm ausgebildet. Ab dem 16. Jahrhundert setzt beim Bau der Häuser das gebundene System durch. Die Verzimmerung von zwei Ständern, zwei Dachsparren und einem Balken bilden jetzt immer einen Verbund. So setzt sich der Begriff "Gebind" als allgemein übliche Größenangabe für ein Bauwerk durch. Ein Haus hat immer ein Gebind mehr, als es Gefache besitzt. Die Länge eines Gefaches ist jedoch unterschiedlich, beträgt aber in etwa 3 bis 3,50 Meter. Im vorderen Teil des Hauses ist in den Kübbungen (links und rechts der großen Diele) das Großvieh (Pferde, Ochsen und Kühe) untergebracht. Die Stallungen für die Kühe sind schwach in den Boden eingetieft. In diesen Tiefställen wird der Mist gewonnen. Die Ställe sind anfangs noch nicht mit durchgehenden Wänden von der Diele getrennt. Das Vieh sieht meist mit den Köpfen auf die Diele, die gleichzeitig Futtergang ist. Das verfütterte Heu kann direkt mit Forken aus dem teilweise offenen Dachraum nach unten auf die Diele gezogen werden. Die lehmgeschlagene Diele mit dem fuderhohen und -breitem Einfahrtstor ist auch Platz zum Dreschen des Getreides im Winter, aber auch Ort für Feierlichkeiten, Wohnraum und Stelle des offenen Herdfeuers. Dem Feuer sind Ziegelsteine vorgemauert, auf denen Kessel und Kochgeräte ihren Platz haben. Über dem Herdfeuer befindet sich ein Schwibbogen, der die auffliegenden Funken abfangen soll. Der Rauch des Herdes zieht durch den ganzen Dielenraum, über die Decke auf den Hausboden und aus dem sogenannten Ulenlock am First des Daches ins Freie. Im Dachraum lagern die Erträge der Ernte. Die Dielendecke besteht aus Bohlen, die mit beweglichen Rundhölzern, so genannten Schleeten, belegt sind. In der Mitte befindet sich eine Öffnung, damit der Dachraum mit den Ernteerträgen beschickt werden kann. Der Rauch des Herdes kann so in den Dachraum ziehen und das durch den Flurzwang oft noch unreife Getreide dörren oder die dort hängenden Schinken und Würste räuchern. Die bäuerliche Wohnung befindet sich je nach Haustyp im hinteren Teil (Fletthaus) bzw. an einer hinteren Seite des Hauses (Durchgangshaus). Sie besteht aus einer vom Küchenherd aus beheizbaren Stube und ungeheizten Kammern, in denen meist die größeren Kinder des Bauern oder das Gesinde wohnen. Auch die Fußböden der Stube und Kammern sind bis zum Ende des 18. Jahrhunderts meist lehmgeschlagen. Stube und Kammern hatten sich etwa ab Beginn des 16. Jahrhunderts im Bauernhaus durchgesetzt. Die mecklenburgische Polizeiordnung von 1562 schreibt den Einbau von Stuben vor, damit die Bauern "den Winter darinn sitzen, vnnd also das vbrige Holtz, welliches sie sonsten den ganzen tag vber auff dem Herde verbrennen, ersparen mügen". Bis in das 19. Jahrhundert hinein liegen sich Ofen und Tisch mit Sitzecke in der bäuerlichen Stube immer diagonal gegenüber. Das eheliche Bett des Bauernpaares befindet sich oft in einer separaten Schlafkammer, manchmal auch mit in der Stube. Die abendlichen Tätigkeiten Spinnen, Besenbinden, Korbflechten oder Löffelschnitzen finden im Sommer in den Luchten um das Herdfeuer, im Winter in der Stube am Ofen statt. Bis zum 19. Jahrhundert befindet sich in den bäuerlichen Haushalten nur das absolut Notwendige, wozu in der Regel Bettstellen, Truhen, Esstische, Bänke, Rohr-, Brettstühle oder Schemel, Milchschränke und Kannenborte zählen. Die Truhen oder Laden werden etwa im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts durch Kommoden ersetzt. Schränke setzten sich erst ab Anfang des 19. Jahrhunderts durch. Zu dieser Zeit ist braun die herkömmliche Alltagsfarbe. Helles Grün, Blau oder Rot gelten als Prunkfarben. Auch der überall verbreitete Kachelofen besteht fast immer aus braun glasierten Ziegeln. Typisch für die Fenster des Bauernhauses sind Sprossenfenster, die es in sechs Scheiben unterteilen. Sie lassen sich immer nach außen öffnen und sind recht klein, damit nicht so viel Wärme verlorengeht. In der Nacht werden sie durch Holzläden gesichert. Die Tür der Stube oder auch das Einfahrtstor des Hauses sind oft sogenannte Halfdör, bei denen sich der obere Teil öffnen lässt, der untere Bereich aber abgespert bleibt. Die Kammern, die sich im Bereich der Diele neben den Ställen befinden, werden vom Gesinde oder den erwachsenen Kindern des Bauern bewohnt. Knechte wohnen üblicherweise auf der Pferdestallseite, Mägde auf der Kuhstallseite. Die ungeheizten Kammern werden nur zum Schlafen aufgesucht, denn das Leben spielt sich in der Stube des Bauern oder auf der Diele ab. Sie sind äußerst schlicht mit einem ein- oder zweischläfrigen Bett, ein bis zwei Schemeln, einem Bort und einer schmucklosen Lade ausgestattet. Am Ende der Diele, hinter Ställen und Kammern befinden sich je nach Haustyp ein oder zwei zur Diele und zum Herdfeuer hin offene Luchten, in denen die bäuerliche Familie im Sommer wohnt. Erst im Winter wird die beheizte Stube bezogen. Die Haus- und Hofstätte des Bauern - das sogenannte Wordt- oder Wöhrdeland - ist aus rechtlichen und wirtschaftlichen Gründen durch bis zu 2 Meter hohe Zäune voneinander getrennt. Die älteste Form der Einfriedung stellt das Hakelwerk dar - ein Zaun aus Holzpfählen, der mit Weidenruten umflochten wird. Auf die Krone des Zauns wird oft zusätzlich Busch von Weißdorn, Schlehen, Hainbuch u.a. gepflanzt, um ein Übersteigen zu verhindern. Etwa seit Anfang des 19. Jahrhunderts werden Feldsteinmauern oder Staketenzäune gesetzt. Das mittelalterliche Bauernhaus ist oft von bis zu acht Nebengebäuden in der Art eines Haufenhofes umgeben. Hierbei handelt es sich um Altenteilerkaten für die Eltern, Speicher, Scheunen, Backofen, Wagenschauer, Bienenschauer u.ä.. Sie befinden sich ungeordnet auf dem Hofgelände. In den Scheunen lagert vor allem das Viehfutter für den Winter, in den Speichern das Saat- und Brotkorn. Auf fast jedem Bauernhof befindet sich ein Ziehbrunnen (Soth). Dieser besteht aus einer Schwungrute mit Eimer, die in einem gegabelten Eichenstamm verankert ist. Der Brunnenschacht ist mit Feldsteinen ausgemauert, seinen Rand schützt in den meisten Fällen eine Wehr aus Eichenbohlen. Der Altenteilerkaten ist ein verkleinertes Hallenhaus, in das die Eltern nach der Übergabe der Stelle an den Nachfolger ziehen. Zum Altenteil gehört auch die wirtschaftliche Versorgung der Eltern, die im Domanium durch das Amt festgelegt wird. Der Altenteiler seinerseits bleibt dem neuen Hauswirt zur Unterstützung in der Wirtschaft nach seinen Kräften verpflichtet. Das Wöhrdeland eines Vollbauern ist etwa 700 bis 800 Quadratruten (= 15.000 m² = ca. 122 x 122 Meter) groß. Es besteht aus dem Hof- und Gartengelände. Vor dem Bauernhaus stehen oft hohe Eichenbäume, die vor Blitzschlag, Feuer und Sturm schützen sollen. Neben dem Haus liegt der Grasgarten mit Obstbäumen. Hier werden in Mecklenburg meist ausschließlich Äpfel, Birnen, Pflaumen oder Kirschen gepflanzt. Auf der Wiese unter den Obstbäumen wird die Wäsche gebleicht und das Jungvieh auf die Weide geschickt. Das Gartenland, das sich meist in der Nähe der Küche, wenn möglich in Südlage befindet, besteht aus Blumen-, Kräuter- und Gemüsegarten. Für den Blumengarten sind mehrjährige oder winterharte Staudenpflanzen charakteristisch. Im Gemüsegarten pflanzt und sät man vor allem Kohl (grüner, brauner, weißer), Puffbohnen, Möhren, Zwiebeln, Steckrüben, und Porree. Ende des 18. Jahrhunderts setzen sich in Mecklenburg sogenannte Landbaumeister durch, die Vorschläge für das Bauen in Stadt und Land erarbeiten und bauliche Verfügungen überwachen sollen. Auf dem Land gehen sie vor allem gegen die offenen Herdfeuer in den Dielen der Hallenhäuser vor, um die enorme Brandgefahr zu vermindern. So bildet sich nach Erlass der "Feuerordnung für Domänen" von 1772 der bis dahin im Hallenhaus unbekannte Raum der Küche aus, der von der Diele anfangs durch eine halb hohe Schranke aus Buchenholz abgetrennt wird. Dadurch verliert die Diele ihre Wohnfunktion. Es verschwindet auch das jahreszeitliche Pendeln zwischen Sommerlucht und Stube. Die heizbare Stube wird ganzjährig genutzter Wohnraum, die Kammern bleiben weiterhin ungeheizt. Die Luchten verschwinden vollständig und werden meist zu weiteren Kammern oder einer zweiten Stube umgebaut. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts verschwinden auch allmählich die zahlreichen ungeordneten Nebengebäude auf der bäuerlichen Hofstelle. Bauern und Altenteiler sind nun gezwungen, unter einem Dach zu leben. Meist werden jetzt Kammern des Bauernhauses mit zusätzlichem Ofen als Wohnstube für die Altenteiler eingerichtet. Statt in den Speicherbauten werden Saat- und Brotkorn im Bauernhaus oberhalb der Wohnung, im Backhaus über dem Backraum oder in einem Vorbau der Scheune untergebracht. Ab etwa 1850 wird - fast immer im Zusammenhang mit der Vererbpachtung - allmählich das Hallenhaus abgelöst. Aus dem ungeordneten Haufenhof entwickelt sich ein komplexer Bauernhof meist mit massivem Traufenhaus im hinteren Bereich des Hofes und zwei Scheunen, die einander in einem Dreiseitgehöft nach Art des bäuerlichen Gutshoftyps zugeordnet sind. Die Scheunen werden noch lange Zeit in Hallenbauweise gebaut. Vollständig neu errichtete Dreiseitgehöfte entstehen auf den Abbauten, die inmitten der neu zugewiesenen zusammenhängenden Hufenfläche der vererbpachteten Höfe abseits vom Dorfkern liegen. /1/ |