Der beim Wechsel von David auf seinen Sohn Hinrich Milhahn erstellte Hausbrief wird dem neuen Hauswirt in Gegenwart des Amtshauptmannes Ebel am 20. Mai 1806 überreicht. Mit dem Antritt der Stelle wird er verpflichtet, seine Wirtschaft gehörig zu betreiben, die Hofwehr nach seinen Kräften zu verbessern, dem Vater das ihm zustehende Altenteil zu zahlen und seine Geschwister bei deren Hochzeit abzufinden. David hatte den Hof von seinem Vater Jacob 1773 übernommen. Der mittlerweile 71jährige David Milhahn hatte bereits mehrmals beim Amt beantragt, den Hof an seinen Sohn übergeben zu können. Nun plant das Amt, die Stelle zu Johannis 1806 endlich mit Hinrich zu besetzen. Es beraumt einen Termin zum Vergleich der gegenwärtigen Hofwehr, die im April in Gegenwart des Schulzen Seemann und des Hauswirtes Arent Warkentin inventarisiert worden war, mit dem alten Inventarium von 1773 an. An- und Abtreter der Stelle erscheinen dazu in Güstrow. An den Gebäuden der Hofstelle Nr. IV gibt es nichts zu bemängeln. Auf dem Hof steht ein sechs Gebind langes Wohnhaus, das zwei Stuben, fünf Kammern, drei Ställe, einen Schweinekoben und einen Malzboden enthält. Es ist wohl das Wohnhaus, daß David kurz nach Antritt seiner Stelle etwa um 1780 neu erbaute. Das Haus befindet sich in gutem Zustand. Die Scheune ist jedoch sehr baufällig. Auch sie ist sechs Gebind lang und hat in der Abseite vier Ställe. Der Altenteilerkaten ist einhieschig und enthält eine Stube, zwei Kammern, Bodenraum und zwei Ställe. Auf dem Hof stehen noch ein Wagenschauer, eine Nutzholzkate, ein verfallener Backofen und ein Soth. Das Gehöft ist von 40 Ruten (183 Meter) Hakelwerk und Zäunen eingefriedet. Als nächstes wird der Viehbestand der Gehöftsstelle Milhahn beschrieben. Es gibt einen schwarzen vierjährigen Wallach, eine elfjährige Fuchsstute, zwei achtjährige braune Stuten, eine schwarze fünfjährige Stute und ein schwarzes dreijähriges Stutfüllen. Da im letzten Inventarium auf der Stelle statt der jetztigen sechs insgesamt neun Pferde vorhanden waren, muss der abtretende Hauswirt David seinem Sohn die fehlenden drei Pferde im Wert von 90 Reichstalern erstatten. Hinzu kommen außerdem drei fehlende einjährige Fohlen, wovon zwei im Wert von 20 Reichstalern zur Schuldsumme dazukommen. Bei den Ochsen wird die alte Anzahl von sechs Stück an den neuen Hauswirt übergeben. Er erhält je einen schwarzbunten neun- und achtjährigen Ochsen, einen weiteren blaubunten achtjährigen sowie zwei schwarze und einen blaubunten fünfjährigen. Bei den Kühen ist sogar ein Tier mehr vorhanden als vor 33 Jahren, daß dem Abtreter nun zu Gute kommt. Er besitzt insgesamt vier Kühe, davon eine elfjährige Rotbunte, zwei schwarze acht- und sechsjährige und eine sechsjährige blaubunte Kuh. Auch an Jungvieh ist doppelt so viel vorhanden wie im letzten aufgestellten Inventarium. Das gesamte überflüssige Vieh überlässt David seinem Sohn Hinrich zum Ersatz für die fehlenden Pferde. Er erhält je einen dreijährigen gelben und roten Stier, eine fünfjährige schwarzbunte Stärke, eine dreijährige rotbunte Stärke, eine zwei- und einjährige schwarzbunte Stärke, ein Bullen- und ein Stärkenkalb. Schweine und Schafe werden nicht mit dem alten Inventarium verglichen, da die junge Zuzucht sehr schnell das eventuell Fehlende ausgleichen wird. Es gibt auf der Stelle zwei Sauen ohne Ferkel und vier Pölke, desweiteren sieben alte Schafe und drei Lämmer. An Federvieh erhält Bauer Hinrich Milhahn von seinem Vater vier alte Gänse, einen Ganter, zehn alte Hühner und einen Hahn. Eine Kuh und zwei weitere Schafe gehören der Ehefrau Hinrich Milhahns. Das Ackergerät der Hofstelle besteht im wesentlichen aus zwei Wagen, drei Haken, drei Hakeisen, einem Pflug, sechs Eggen, einem Schlitten, zwei Sensen mit Haarzeug zum Dengeln, zwei Häckselladen zum Zerkleinern des Strohs, sechs Dreschflegeln, diversen Forken und Harken, einer Wurfschaufel und drei Kornsieben zum Reinigen des Korns, zwei Gaffeln zum Wenden der Getreidegarben beim Dreschen, einer Mistbahre, Zäumen, Sielen und Halskoppeln. Auf dem Hof befindet sich auch viel Werkzeug zur Holzbearbeitung, so zum Beispiel eine Zugbank, ein Zugmesser, eine Handsäge, zwei Schwingblöcke und verschiedene Bohrer. Zum Hausgerät zählen zwei Kupfer- und vier Messingkessel, ein eiserner Grapen, eine eiserne Pfanne und eine Reibe. Diese Utensilien werden zum Kochen benötigt. Ein Kohlstößer und ein Kohlbrett dienen der Herstellung von Sauerkraut. Für die Verarbeitung der Milch gibt es einen Milcheimer, ein Milchsieb, ein Butterfass und Butterbüchsen. Zum Brotbacken ist ein Backtrog vorhanden. Wasser wird in drei Wassereimern und zwei Wasserkübeln transportiert und aufbewahrt, zum Waschen gibt es einen Striddig - ein Holzgestell auf dem der Waschtrog abgestellt wird. Es gibt eine viertel und eine ganze Biertonne, einen Biertrichter, ein Lechel für Branntwein und einen irdenen Krug mit zinnernem Deckel. Scheffel, Maß und Striddig komplettieren den Haushalt. Auch "das erforderliche Irdenzeug an Tellern, Töpfen und Schalen ist notdürftig vorhanden". Ebenso sind Lebensmittel hinlänglich vorhanden. Das Milhahnsche Wohnhaus ist mit folgenden Möbeln ausgestattet: ein Eßschrank, ein Tisch, zwei Bänke, zwei Brett- und zwei geflochtene Stühle, ein Bogenstuhl, Milchbord und Milchschrank für die Butterherstellung. Neben dem Wirtsbett werden ein Knechts- und ein Dirnsbett mit dem nötigen Leinenzeug genannt. Jedes Bett besteht aus Ober- und Unterbett, Kissen und Laken. Außerdem gibt es drei Spinnräder, zwei Haspeln, eine Garnwinde und eine hölzerne Elle. Die Ehefrau Hinrichs bringt diverses Leinenzeug, vier Laden, zwei Schappen, vier Messing- und einen Kupferkessel mit in die Ehe. Der Acker des Gehöftes IV ist nach Aussagen des Arent Warkentin mit der nötigen Saat ordentlich bestellt. Im Obstgarten wachsen fünf Apfelbäume, sieben Birnbäume und zwanzig Pflaumenbäume. Auf dem Hof Milhahn leben noch die unverheirateten Geschwister Hinrichs Marie Liese (23), Stien Fieck (22), Fieck Dorthie (20) und Wilhelm (18). Alle vier müssen noch von der Stelle abgefunden werden und erhalten bei ihrer Verheiratung die Ausstattung einer halben Hochzeit und eine milchende Kuh. Drei ältere Schwestern Lene Dorthie, Christine und Ilse Dortie sind bereits verheiratet und durch ihren Vater abgefunden worden. Zur Familie des neuen Hauswirtes Hinrich gehören zu diesem Zeitpunkt seine Ehefrau, ein Sohn und zwei Töchter. Da sich An- und Abtreter gut verstehen, wird festgelegt, daß David Milhahn nicht den Altenteilerkaten bezieht, sondern im Haus seines Sohnes wohnen bleibt - hier gibt es ja bereits zwei Stuben. Der Sohn wird verpflichtet, seinem Vater das Nötige an Essen, Trinken und Bekleidungsstücken unendgeltlich zu geben. Außerdem steht dem Altenteilermann ein jährliches Taschengeld von zwei Reichstalern zu. Sollte das gemeinsame Wohnen nicht funktionieren, so behält sich David Milhahn vor, zu einem späteren Zeitpunkt in den Altenteilerkaten zu ziehen. Dann bestimmt das Amt auch das Altenteil hinsichtlich Kornabgabe u.a. näher. David soll als Gegenleistung seinem Sohn Hinrich nach seinen Kräften in der Wirtschaft behilflich sein. Die sich aus dem Inventarium ergebende Gehöftsschuld von 35 Reichstalern wird von Hinrich Milhahn abgetragen. Dafür erhält er aber die jährlich auf Johannis fällig werdende Miete von 16 Reichstalern für den Altenteilerkaten, der jetzt vom Müller Lichtwark bewohnt wird. Lichtwark hat die im vergangenen Jahr im Dorf gebaute Mühle am Weg in Richtung Roge in Pacht. Weitere kleinere Schulden gibt es beim Müller Lichtwark für Korn, beim Holländer Korck in Wattmannshagen für Käse, beim Holländer Recks zu Vogelsang sieben Taler Bargeld und beim Kaufmann Wirsch zu Teterow für das Tuch zum Rock des jüngsten Sohnes. Zu Beginn des Jahres 1808 kommt es zu Konflikten zwischen Vater, Sohn und Schwiegertochter, die vor dem Domanialamt in Güstrow geschlichtet werden müssen. David und Hinrich werden am 21. März nach Güstrow bestellt und ausführlich angehört. Das Amt mahnt unter anderem "Achtung und Respekt, wie es Kindern ihren Eltern gegenüber zukommt" an. Hinrich hatte seinem Vater David das ihm zustehende Taschengeld nur zur Hälfte gezahlt. Die noch ausstehenden drei Reichstaler muss er nun bis Ostern aufbringen. Außerdem sind die 35 Taler Gehöftsschuld "bei diesen jetztigen schlechten Zeiten" - Mecklenburg ist von französischen Truppen besetzt - noch nicht abgetragen. Sollte die Schuld bezahlt sein, so erhält David Milhahn von seinem Sohn die Hälfte der Miete aus dem Altenteilerkaten. Die Ehefrau Hinrich Milhahns wird angewiesen, dem Schwiegervater "jährlich ein vollständiges gutes Hemde unentgeldlich" abzuliefern.
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