Fotos des Dorfes Groß Wokern    Groß Wokern zur Zeit Adam Christoff Milhahns

1711 greift der Nordische Krieg auf das neutrale Mecklenburg über. Er beginnt mit der Belagerung des schwedischen Wismar durch dänische Truppen, deren Hauptquartier sich in Neubukow befindet. Die Städte und Dörfer werden verpflichtet, Lebensmittel und Korn zur Versorgung der Truppen zu liefern. Überall auf den Dörfern werden große Mengen Korn aufgekauft. Als den dänischen Truppen Winterquartier in Güstrow verweigert wird, plündern sie die bäuerlichen Scheunen in der näheren Umgebung der Stadt aus. Im November und Dezember des folgenden Jahres befinden sich in der Wokerschen Gegend tausende russische und sächsisch-polnische Soldaten, da im nahen Güstrow Waffenstillstandsverhandlungen zwischen Zar Peter I., August dem Starken und dem schwedischen General Stenbock stattfinden. Vor allem die russischen Truppen lagern in den umliegenden Döfern und müssen durch sie versorgt werden. Die Bauern geraten in immer größere Not.

Etwa um diese Zeit muss es in Klein Wokern einen Pächterwechsel gegeben haben. Wahrscheinlich verstirbt Jacob Wies, der mittlerweile über sechzig Jahre alt ist. Neuer Bewirtschafter des Hofes ist nun Arend Moritz Töppel - ein Restandenregister der Teterower Bornmühle nennt ihn als Pächter. Töppel stiftet für die Wokersche Kirche einen silbervergoldeten Kelch mit der Aufschrift: Disen Kelch gibet Gott zu Ehren Hr Arend Moritz Töppel Pensionarius der Kirch in Wockern Anno 1717. Außerdem ist er der Stifter zweier schwerer Messingleuchter, die noch heute in der Kirche von Groß Wokern hängen. Töppel ist für ungefähr fünfzundzwanzig Jahre Pächter des Klein Wokerschen Hofes.

Ab Johannis 1714 erhält der Wokersche Schmied Ernst Friedrich Gerstenkorn zusätzlich zu seiner bisher gebrauchten Viertelhufe die volle wüste Hufe des ehemaligen Bauern Chim Warkentin auf drei Jahre in Pacht. Bereits in den ersten Jahren des Dreißigjährigen Krieges wird die Hufe von Chim Warkentin als wüst bezeichnet. Jetzt, neunzig Jahre und drei Generationen später, bringt man sie noch immer mit seinem Namen in Verbindung. Auch werden noch Stücke des ehemaligen Schulzen Gilow genannt, dessen Familie ebenfalls nach dem Dreißigjährigen Krieg nicht mehr im Dorf ansässig ist. Gerstenkorn muss für die Hufe an den vier üblichen Terminen Michaelis, Weihnachten, Ostern und Johannis insgesamt dreißig Reichstaler Pacht bezahlen. Gerät er nicht in Zahlungsrückstand, so wird sein Vertrag um weitere drei Jahre verlängert.

Das dem Vertrag beigelegte Feldregister der ehemaligen Hufe Warkentin ist hinsichtlich der Wokerschen Feldflur und der Wirtschaftsweise seiner Bauern sehr aufschlussreich. Die Feldmark ist in drei große Gewanne - den ersten, andern und dritten Schlag - eingeteilt. Anhand der genannten Flurnamen und vor allem der Wege- und Scheidenbezeichnungen lässt sich die Lage der Schläge rekonstruieren. Der erste erstreckt sich vom Roger Weg bis an den Weg nach Köthel und die Köthelsche Scheide, der zweite vom Roger Weg bis an die Scheide mit dem Hof Klein Wokern, der dritte liegt zu beiden Seiten des Klaberschen Weges und reicht bis an die Nienhäger Scheide bzw. wohl bis an den Bach, der den ehemaligen Rohrteich entwässert. Er ist der größte Schlag und noch einmal unterteilt, wahrscheinlich durch den Weg nach Klaber. Die Flur wird nach der Dreifelderwirtschaft bestellt, das zeigt nicht nur die Einteilung der Feldmark, sondern auch die Pachtzeit von drei Jahren. Im ersten Schlag ist Roggen angebaut. Der zweite liegt brach und ist zum Teil mit etwas Erbsen, Wicken und Hafer durch die Bauern Jochim Burmeister, den Schulzen, Adam Milhahn, Hans Knegendorff, Ulrich Schmidt und Hans Milhahns Witwe besät. Der dritte Schlag ist mit Hafer und Gerste besät. Manche Streifen der Hufe liegen wüst oder sind mit Heide bewachsen.

Die starke Zersplitterung des bäuerlichen Besitzes in den einzelnen Schlägen zeigt die genaue Aufstellung der Landstreifen pro Schlag. Im ersten besitzt der Schmied nun fünfzehn einzelne Stücke Land auf etwa viertausend Quadratruten - fast neun Hektar, im zweiten acht Stücke auf sechstausend Quadratruten - dreizehn Hektar - und im dritten Schlag achtundzwanzig Stücke auf neuntausendfünfhundert Quadratruten - etwa zwanzig Hektar, wovon achtzehn Stücke im anderen Teil des dritten Schlages liegen. Zusätzlich zu den Ackerstücken erhält er siebzehn Wiesenstücke auf sechshundert Quadratruten - etwas mehr als ein Hektar - zur Pacht. Sie erbringen jährlich in etwa sechs Fuder Heu. Die Hufe hat insgesamt eine Größe von fast füfnundvierzig Hektar, in diese sind hunderzwanzig Scheffel Korn eingesät. Die Größe der einzelnen Ackerstreifen ist sehr unterschiedlich und variiert zwischen dreißig und tausend Quadratruten. Die Wiesenstücke zur Heuwerbung sind mit durchschnittlich fünfundvierzig Quadratruten relativ klein. Interessant sind auch die vielen überlieferten Flurnamen  /6/:

Berge Voßberg (Voß Fuchs), Schäferberg, Hegerberg, Lütter und Großer Käterberg (Käter, Kätner), Lütten Kwastberg (Kwast Kornähre), Kronberg, Ruge Höhe (Rauhe Höhe)
Sölle Roger Soll, Papen Soll (Pape Priester), Barck Soll (Barck Birke), Großes Rugen Soll (Rauhes Soll)
Landbezeichnungen Schmales Land, Altes Land, Dürres Land, Zarnin (slawisch), Mühlenland, Bullenland (genutzt zur Haltung des Gemeindebullens), Gildeland (Bauerngilde), Freiheitsland, Priesterstück
Brinke Steinbrink, Roger Brink, Roggenbrink
Wischen Kiewitzwische (Kiebitz), Senffwische, Hirtenwische, Muttenwische
Wiesen Gill-Wiese, Löddichen (Huflattich, Klette Ampfer), Stallmoorwiese, Bruchswiese, Lütten- und Großen Grever Bruchswiese
Brüche Breites Bruch, Eschbruch, Mühlenbruch, Britzbruch (slawisch Brize Birke)
Moore Kiewitzmoor, Behr Behren Moor, Barckmoor

Rekonstruktion der Wokerschen Feldflur
Im ersten Schlag liegen der Voß- und Schäferberg bzw. die Kiewitzwische und das Kiewitzmoor. Im zweiten Schlag befinden sich das Roger Soll und der Roger Brink sowie Esch-, Mühlen- und Breites Bruch. Der dritte Schlag weist die meisten Flurnamen auf - hier gibt es den Kleinen und Großen Käterberg, den Zarnin, die Ruge Höhe, den Steinbrink, das Papensoll und das Alte Land. Der Steinbrink ist ein kleiner Hutungswald, der heute fast vollständig gerodet ist. Die nebenstehende Zeichnung versucht eine Rekonstruktion der Flurbezeichnungen und der Lage der Schläge.

Ein Verzeichnis, das 1716 den Hufenstand in Wokern feststellt, nennt die elf Bauern Hinrich Freitag, Jochim Bartels, Hinrich Warkentin, Hans Knegendorf, Adam Milhahn, Hans Milhahn, Ulrich Schmidt, Jochim Burmeister, David Freitag, Jochim Burmeister und Johann Bamm. Ihre Abgaben bestehen in Pachtgeld, Monatsgeld, Hühner- und Eiergeld, Brantkastengeld, Contribution, mehreren Scheffeln Rocken, Gerste und Weißem Haber. Die Dorfschaft zahlt insgesamt nur wenig mehr als dreihundert Taler, der Hof in Klein Wokern bringt dem Amt neunhundert Taler Pachtgeld ein.

In der Nacht zum 22. Juni 1717 werden in Groß Wokern dem Bauern Hinrich Warkentin ein Rock und ein Carmisohl, seiner Mutter zwei Brote und der Witwe Milhahn ein Hammel und ein Lamm aus dem Stall gestohlen. Hierauf verfolgen die beiden Bauern Hinrich Stüve und Hinrich Warkentin drei Tage und drei Nächte die beiden Flüchtigen Jacob und Christian, die sich einige Zeit zuvor als Aushilfskräfte im Dorf aufgehalten hatten. Im Dorf Lewitzow bei Thürkow können beide bei einem Schuster gestellt werden. Die Wokerschen Bauern führen die Diebe drei Tage nach dem Diebstahl auf das Amt in Güstrow, wo sie einer Befragung unterzogen werden. Beide waren über lange Zeit Soldat in verschiedenen Regimentern gewesen und in Stralsund in brandenburgische bzw. sächsische Gefangenschaft geraten. Sie geben an, dass der Schuster aus Lewitzow sie zu dieser Tat überredet hätte, da er nichts mehr zu essen gehabt habe. Einer der beiden habe daraufhin gemeint, in Wokern wäre noch was zu kriegen. Witwe Milhahn ist die Schwiegertochter Claus Milhahns, Frau seines wohl nur wenige Jahre zuvor verstorbenen Sohnes Hans, die zu diesem Zeitpunkt siebenunddreißigjährige Ann Rost. 1710 wird nach nur siebenjähriger Ehe ihr letztes Kind geboren, was darauf hindeutet, dass sie früh Witwe wurde. In einem 1716 erstellten Feldregister wird sie als Hanß Milhahns Witwe bezeichnet. Ihr Ehemann ist demnach schon mit Anfang dreißg verstorben. Lange Jahre wird sie seine Hufe alleine bewirtschaften, ohne sich wieder zu verheiraten. Hans Knegendorf übernimmt schließlich die Stelle und Ann Rost bleibt als Altenteilerin wohnen.  /6/

Ämterkarte Güstrow Bertram Christian von Hoinckhusen um 1720
Um 1720 fertigt der Vizedirektor des Güstrower Landgerichts Bertram Christian von Hoinckhusen zwei Generalkarten von Mecklenburg und 22 Einzelkarten mecklenburgischer Ämter an. Parallel dazu erstellt er genaue Beschreibungen der einzelnen Domanialämter Mecklenburgs, so auch des Amtes Güstrow. Die Hoinckhusen-Karte zeigt in Groß Wokerns Umgebung Wassermühlen in Reinshagen, Vietgest, Raden und Klein Köthel sowie Windmühlen in Wattmannshagen und Klaber.  /5/

In Groß Wokerns Umgebung gehören dem Domanium die Höfe in Klein Wokern und Mamerow an. Klein Wokern wird als herzogliche Vogtei bezeichnet, der die Dörfer Groß Wokern und Groß Roge dienen. Der Vogtei in Mamerow sind die Dörfer Mamerow, Nienhagen und Lüningsdorf frondienstverpflichtet. Die drei domanialen Bauern aus Rachow zahlen nur noch Dienstgeld, wohl weil die Entfernung zum Hof in Mamerow recht groß ist. Zum Ritterschaftlichen Gut in Raden gehören die Dörfer Raden mit der Wassermühle und Lalendorf. Vogelsang wird noch immer nicht genannt. Dem Gut Vietgest sind die Dörfer Schwiggerow und Nienhagen zugeordnet. Der zwanzig Jahre zuvor noch genannte Hof in Schwiggerow wird nicht erwähnt. Dem adligen Gut in Gremmelin dienen das Dorf Wattmannshagen, der Hof in Roggow, ein Teil aus Friedrichshagen - Fredenhagen -, ein Bauer aus Rachow und Krassow mit der Wassermühle. Auch hier wird der Hof in Wattmannshagen nicht genannt, ebenso nicht das Dorf Reinshagen, dafür aber Krassow mit Mühle. Das Dorf Tolzien, der Hof in Niegleve, ein Teil von Friedrichshagen mit Verwalter und vier Bauern aus Neu Zierhagen - Sierhagen - gehören dem Gut Tolzien. Zu Klaber gehören nur das Dorf Klaber und ein Bauer aus Mamerow. Das Gut Rothspalk besitzt das Dorf Rothspalk, die Meierei Strietfeld, eine Windmühle und eine Wassermühle, die jedoch nur noch wenig Wasser hat. Die Mühlen in Rothspalk sind auf der Karte nicht erkennbar. Zwanzig Jahre zuvor wird in Rothspalk noch keine Mühle genannt. Das Dorf Klein Roge gehört zum Gut Zierstorf, Wotrum ist ein adliger Hof ohne weiteren Besitz, Mieckow und die Hälfte von Thürkow gehören nach Appelhagen. Die andere Hälfte der Bauern aus Thürkow und eine Mühle in Tense gehören zum Gut Thürkow. Die Dörfer Klein- und Groß Köthel, eine Meierei in Zierhagen und die Korn- und Stampfmühle in Klein Köthel am Köthelschen Bach, der auch die Grenze mit Groß Wokern bildet, sind im Besitz des Gutes Groß Köthel.

Im Oktober 1723 werden die Schulzen und Bauern per herzoglichem Edikt dazu aufgefordert, eine bestimmte Menge Eicheln und Eckern zu sammeln und sie anschließend aufs Amt zu bringen, damit das Land damit besät werden kann. Die Dorfschaft Groß Wokern muss insgesamt fünf Scheffel abliefern. Seit etwa zwanzig Jahren wird in Mecklenburg eine geregelte Forstwirtschaft betrieben, da das Land durch Übernutzung einen Großteil seines Waldbestandes verloren hat. Vor allem die ursprünglich typischen Eichenwälder sind fast vollständig verschwunden. Überall werden nun ehemalige Waldgebiete aufgeforstet. Die Nutzung des Waldes erfolgt fortan nach dem Prinzip, nicht mehr zu ernten, als an Holzmasse zuwachsen kann.

Der Pastor der Kirche in Thürkow vermerkt unter dem 5. November 1733 im Kirchenbuch: habe in der Wockerschen Gemeinde 2 Paar junge Leute copulieret, da eben der Einmarsch der preußischen Truppen in dieses Land geschah und 1 Comp. v. d. Truchsesschen Reg. Callerie zu Wockern Quartier nahm. Bei den beiden jungen Paaren handelt es sich um Johann Jochim Milhahn, der Anna Sophia Schmitt heiratet und ihre Schwester Eva Catrina Schmitt, deren Ehemann Johann Behrent wird. Johann Behrent übernimmt etwa ab diesem Zeitpunkt das nach der letzten Landmessung neu eingerichtete Gehöft drei zwischen Kirchhof und den Stellen Adam Milhahn bzw. Hans Knegendorf. Die von Truchsessche Kavallerie-Kompagnie gehört zu den drei preußischen Regimentern, die der von der Regierung suspendierte mecklenburgische Herzog Karl Leopold ins Land ruft, um mit ihrer Unterstützung und einem Landsturm wieder an die Macht zu kommen.

1738 erleidet der Klabersche Pastor Johann Laurentius Grambtzow einen Schlaganfall und wird emeritiert. Ab Juli wird nun der junge siebenundzwanzigjährige David Johann Walter aus Springe im Hannoverschen in das Amt eingeführt. Er heiratet Katharine Grambtzow, die Tochter seines Vorgängers, die aber schon elf Jahre später, erst einunddreißig Jahre alt, stirbt. In zweiter Ehe verheiratet sich Walter mit Eleonore Sophie Kröplin einer Pächterstochter aus Bansow. Pastor Walter erwirbt sich in seiner Amtszeit große Verdienste und Ansehen mit seiner unbeugsamen Haltung gegenüber der Gutsherrschaft.

1740 gibt es in ganz Mecklenburg eine ausgesprochen schlechte Ernte. Als Missernte gilt ein Jahr, in dem nur das zweite Korn geerntet werden kann. Dann reicht die Ernte gerade für das neue Saatkorn und es bleibt zu wenig Getreide für Brot oder Viehfutter übrig. Normalerweise wird in etwa das vierte oder fünfte Korn eingebracht. Ein Korn steht für Haus und Vieh zur Verfügung und ein Korn wird für die neue Aussaat zurückbehalten, der Rest des Getreides kann verkauft werden. Schon der Winter des Vorjahres ist besonders hart. Bereits um Michaelis zu Ende September gibt es die ersten Nachtfröste, von November an ist das ganze Land mit einer hohen Schneedecke bedeckt und noch bis Ende Mai kann das Vieh nicht auf die Weiden geführt werden, da es immer wieder schneit. Der Futtermangel ist so groß, daß mancherorts die Dächer abgedeckt werden, um das Stroh verfüttern zu können. Erst um Johannis beginnt das erste Gras auf den Weiden zu wachsen. Die Schäden am Vieh sind größer als während der fünf Jahre später auftretenden Viehseuche. Trotzdem bringt die Rinderpest manchen Bauern um seinen gesamten Viehbestand. Die Viehseuchenzüge dauern etwa dreißig Jahre bis in die 70er Jahre an.

1742 beschreibt Küster Lüht im Wokerschen Kirchenbuch ausführlich das Geläut bei Beerdigungen. Vier Tage vor dem Begräbnis werden die Glocken mit zwei Puls täglich geschlagen, obwohl es den Predigern freisteht, sogar insgesamt acht Tage vorzuläuten. Am Beerdigungstage selbst läuten die Scheideglocken mit fünf Puls. Vor allem jung verstorbene Kinder oder Arme werden oft sang- und klanglos beerdigt. Etwas spätere kirchliche Verordnungen über das Läuten der Glocken geben interessante Auskunft über das allgemein Übliche. So müssen die Küster aufgefordert werden, beim Läuten zu Sterbefällen selbst zugegen zu sein, da es zu häufig vorkommt, dass Kirchenglocken bersten. Das Geläute erfolgt oft von ungeübten, oft muthwilligen und durch unmäßiges Trinken erhitzten Personen aus der Gemeinde. Auch ist es in vielen Orten nach altem Herkommen üblich, bei nahendem Gewitter die Glocken zu läuten. Dieser Brauch wird nun allen Küstern verboten, da ihnen Gefahr für ihr Leben droht. Johann Daniel Lüht ist seit zwanzig Jahren Küster in Groß Wokern. Bei seinem Antritt hatte er Margarete Elisabeth Peters, die Ehefrau seines verstorbenen Vorgängers im Amt Joachim Rathke, geheiratet.

Ab 1744 lässt der neue Pächter des Hofes Klein Wokern Joachim Frisch mit Bewilligung des Amtes aber auf seine eigenen Kosten eine Windmühle mit Wohnhaus auf einer wüsten Hufe des Dorfes Groß Wokern errichten, die bis dahin die Dorfschaft unter sich für jährlich sechsundzwanzig Taler in Pacht hatte. Die Mühle liegt in der Nähe des Milhahnschen Hofes auf einer Anhöhe zwischen den Landwegen nach Nienhagen und Groß Köthel und erhält einen eigenen Wirtschaftsweg, der parallel zum Nienhäger Weg verläuft. Ab Johannis des folgenden Jahres werden die Mühle und das mit ihr verbundene Recht, einen Krug zu betreiben, für hundertzehn Taler auf drei Jahre an den Mühlenmeister Johann Hagen verpachtet. Als Zwangsmahlgäste werden ihr die Dörfer Mamerow, Nienhagen, Rachow, Groß und Klein Wokern zugelegt. Die Wokerschen Bauern waren bis zu diesem Jahr verpflichtet, in der Bornmühle kurz vor Teterow zu mahlen, doch schon seit vielen Jahren klagen die Bornmüller darüber, dass die Mahlgäste ausbleiben und die Mühle nur wenig einträglich ist. Die Hirten und Einlieger aus dem Dorf bleiben ganz aus, da sie ihr Korn da nicht hin kriegen. Aber auch die Bauern zahlen, wenn sie denn überhaupt kommen, oft ihr Mattengeld nicht richtig.  /6/

Im Sommer 1748 kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen Pächter Frisch und dem Mühlenmeister Hagen. Der Herzog hatte der Wokerschen Mühle weitere achtzehn Hüfner als Zwangsmahlgäste hinzugelegt. Pächter Frisch will dem Müller daraufhin die jährliche Pachtsumme für die nächsten drei Jahre auf hundertdreißig Reichstaler erhöhen. Für den Krug bei der Mühle verlangt er weitere zehn Reichstaler. Außerdem fordert Frisch vom Müller eine finanzielle Sicherheit in Höhe einer Jahrespacht für die Schäden, die durch dessen Versehen an der Mühle entstehen. Als bereits geschehenes Beispiel führt er Schaden an der Mühle aus dem vergangenen Winter an, der nicht entstanden wäre, wenn der Müller Obacht gegeben hätte und mit seinen Leuten auf der Mühle gewesen wäre. Vor den Hauswirten Seemann und Knegendorf, die Pächter Frisch als Zeugen gerufen hatte, erwidert der Müller, dass er diese Pachtsumme und den Sicherheitsvorschuss nicht zahlen könne und unter den Bedingungen die Mühle lieber fahren lasse. Diese Streitigkeiten werden letztendlich vor das Amt Güstrow getragen, das im September entscheidet, dass Mühlenmeister Hagen die Mühle samt der bei seinem Antritt bestellten Saat zu Johannis 1749 inventarienmäßig an den Pächter Frisch abliefern muss. Ab diesem Zeitpunkt ist der neue Mühlenpächter dann Daniel Mohneke aus Suckwitz. Vorher war er jeweils für einige Jahre Wassermüller in Kuchelmiß und Mühl Rosin gewesen. Der ehemalige Wokersche Müller Johann Hagen hält sich aber weiterhin auf dem Gehöft auf und will nicht abziehen. Darüber wird vor dem Amt Güstrow noch lange gestritten und geklagt.  /6/
 
Im Juni 1750 erfolgt dann endlich die Übergabe der Mühle von Hagen an Mohneke. Ein erstelltes Inventarium beschreibt das Aussehen des Mühlengehöftes genauer. Auch jetzt gibt es noch einmal Auseinandersetzungen zwischen beiden. Mohneke beklagt, dass Hagen eine zum Mühlengehöft gehörige Wiese hatte aushüten lassen und sein Vieh außerdem desöfteren im Garten der Mühle war, woraufhin alle Einsaat bis auf ein Beet Möhren aufgefressen worden sei. Der entstandene Schaden wird durch die als Zeugen anwesenden Hauswirte aus Groß Wokern und Nienhagen taxiert, darunter befinden sich von Wokerscher Seite der Schulze Daniel Seemann sowie die Bauern Jacob Milhahn und Johann Pagel. Die Hauswirte begutachten die Einsaat Hagens und kommen zu dem Schluss, dass ein Schlag mit zwei Scheffel Gersteneinsaat, der auf einem Hang am schmalen Eschbruchstück liegt, zu fest und nass eingeegt wurde, so dass die Saat nicht richtig aufgehen kann. Als Schaden wird das vierte Korn der Einsaat angenommen. Am Ende der Besichtigung wird Johann Hagen die Mühle abgenommen. Mohneke erhält sie als neuer Pächter samt der Zwangsmahlgäste aus Wokern, Mamerow, Nienhagen und Rachow für eine Jahrespacht von hundertdreißig Reichstalern. Aber auch er wird die Mühle nicht lange in Pacht gehabt haben, denn schon vier Jahre später gibt ein Müllermeister Gottfried Rost die Mühle wiederum weiter.  /6/

Zu Beginn des gleichen Jahres beantragt Pastor Walter den Neubau des baufälligen Hauses der Wokerschen Pfarre auf herrschaftliche Kosten. Da nirgendwo schriftlich festgehalten ist, ob die herzogliche Kammer zur Zahlung der Baukosten verpflichtet ist, werden Schulze Hinrich Warkentin, Hauswirt Jochim Warkentin und der zu diesem Zeitpunkt älteste Einwohner des Dorfes - der etwa achtundsiebzig Jahre alte Adam Milhahn - auf das Amt geladen und befragt. Adam Milhahn erinnert sich, dass auf der Pfarre Wohnhaus und Scheune gestanden hätten. In seinen kindlichen Jahren sei aber beides durch Verwahrlosung abgebrannt. Nach dem Brand hätte die Herrschaft Holz zum Bau neuer Zimmer gestellt. Die im Kirchspiel Eingepfarrten hätten die Arbeit beim Neubau leisten müssen. Im Mai wird das nötige Bauholz von Herzog genehmigt. Da die Zeit zum Holzfällen aber schon verstrichen ist, soll sich der Pastor im Herbst wieder beim Amt melden. Anfang September richtet Pastor Walter erneut ein ausführliches Schreiben an das Amt. Er beantragt das Bauholz, beklagt sich aber auch darüber, dass die eingepfarrten Bauern bestreiten, Handdienste beim Errichten des Wohnhauses der Pfarre leisten zu müssen. Gleichzeitig beantragt er hundertfünfzig Reichstaler, um die große Glocke der Wokerschen Kirche umgießen zu können. Sie sei unter dem Trauergeläut für Herzogin Sophie Charlotte geborsten. Sophie Charlotte von Hessen-Kassel - Ehefrau des früh verstorbenen Herzogs Friedrich Wilhelm - war ein Jahr zuvor verstorben. Im folgenden Jahr wird in der Werkstatt von O.G. Meyer in Rostock eine neue große Glocke gegossen, die als Inschrift die Namen von Herzog, Pastor und Glockengießer trägt.  /6/

1751 stellt Pastor David Johann Walter in einem zweiten Verzeichnis die Beichtkinder des Kirchspiels Klaber zusammen. Im Dorf Groß Wokern gibt es elf Bauernstellen, die besetzt sind durch die Familien Seemann, Bartels, Warckentien, Claus Knegendorf, Hans Knegendorf, Pagel, Schmidt, Milhahn, Behrent und Warkentin und den Pfarrbauern Andreas Stüve. Schulze ist Daniel Seemann. Im Ort gibt es neben der Mühle, der Schmiede und den beiden Hirten, einen Schneider, einen Leinweber, einen Holzsäger, einen Zimmermann und einen Rademacher. In Katen wohnen drei Drescherfamilien, im Pfarrhaus ein ehemaliger Schreiber, wohl vom Hof in Klein Wokern. Die Groß Wokerschen Bauern müssen an den Pfarrer in Klaber jährlich anderthalb Scheffel Roggen und zwanzig Eier liefern. Außerdem zahlen sie Opfergeld zu den Gottesdiensten - meist vier Schilling im Jahr, und Abgaben zu Hochzeiten, Taufen und Begräbnissen.

Zu diesem Zeitpunkt gibt es in Groß Wokerns Umgebung Domaniale Höfe in Klein Wokern mit Groß Wokern und Groß Roge und in Mamerow mit Nienhagen, Lüningsdorf und zwei Bauern aus Rachow. Pächter des Hofes in Klein Wokern ist Dieterich Joachim Frisch, neun Jahre später wird er auch im Besitz von Linstow bei Krakow genannt. Neben den fronenden Bauern aus Groß Wokern und Groß Roge gibt es jetzt erheblich mehr Katenleute als noch vor fünfzig Jahren. In Klein Wokern wohnen vier Tagelöhnerfamilien, in Groß Wokern drei Drescherfamilien und in Groß Roge vier Familien, die als Katenleute bezeichnet werden. Das erklärt auch den Einsatz des Vogtes Adam Wulf und des Schreibers Adolph Drepper, denn es sind viel mehr Leute als vor fünfzig Jahren zu beaufsichtigen. Alle Tagelöhner kommen aus den Bauernfamilien der Dörfer. Sie gehören den Familien Seemann, Schriver, Milhahn, Burmeister und Roggelin an. Die drei letztgenannten stellen die meisten Tagelöhner. Wie fünfzig Jahre zuvor gibt es einen Kuhhirten und eine Schäferei, die an Franz Christopher Meyer unterverpachtet ist. Statt eines Gärtners wird nun ein Jäger genannt. Die Pertinenz Tense gehört noch immer zur Vogtei Klein Wokern. Hier gibt es überhaupt keine Bauern mehr. Genannt werden Einlieger, Drescher, Hirten, ein Schreiber und eine Ausgeberin. Die Mühle des Ortes gehört jetzt dem adligen Gut Gottin. Für Dalkendorf hält der Pastor folgendes fest: Daselbst haben ehedem 6 Bauren gewohnet, welche schon vor meiner Zeit geleget und der sämtliche Acker zu einem Hoffelde gemacht. Der Hof wird nicht mehr als Nebengut von Klein Wokern genannt, sondern hat einen eigenen Pächter, den Pensionarius Daniel Jochim Düsler.

Das Ritterschaftliche Gut Raden mit Lalendorf und Vogelsang gehört noch immer der Familie von Plessen. Vietgest mit Schwiggerow und Nienhagen ist von der Familie von Oldenburg an die Familie von Wenckstern gelangt und wechselt in den folgenden Jahren noch sehr häufig seinen Besitzer. Das Gut Gremmelin mit Wattmannshagen, Reinshagen, Roggow und Rachow gehört noch immer der Familie von Viereck. Gut Tolzien mit Niegleve, Fredenhagen und Sierhagen, ehemaliger Besitz der Familie von Oldenburg, gehört jetzt denen von Wickede. Das Gut Klaber ist jetzt im Besitz der Familie von Levetzow und Rothspalk gehört der Familie von Thomsdorff. Zum Ende des 18. Jahrhunderts ist der ritterschaftlicher Hauptgrundbesitzer zwischen Güstrow, Laage und Teterow die Familie von Viereck, gefolgt von den Familien von Hahn, von Plessen und von Bassewitz. Die weit verzweigte Familie von Oldenburg, einst eine der größten Landbesitzer in der Umgebung von Wokern, hat ihren Besitz gänzlich verloren.

Die Beichtkinderverzeichnisse nennen Mühlen in Reinshagen, Vietgest, Wattmannshagen, Klaber, Groß Wokern, Groß Roge und Klein Köthel. Nach wie vor gibt es sehr viele Schäfereien in Vietgest, Nienhagen, Roggow, Schwiggerow, Gremmelin, Wattmannshagen, Lalendorf, Fredenhagen, Klein Wokern, Klaber, Rothspalk und Mamerow. Viele Güter betreiben Schäfereien an mehreren Orten. Wesentlich erhöht hat sich die Anzahl der Schmieden. Sie befinden sich in Groß Wokern, Klaber, Mamerow, Rothspalk, Gremmelin, Wattmannshagen, Raden, Vietgest und Sierhagen. Ziegeleien gibt es nun, anstatt in Wattmannshagen und Raden vor fünfzig Jahren, in Vietgest, Schwiggerow und Klaber. In Raden und Grambtzow befinden sich noch immer Holländereien. In Nienhagen bei Vietgest sind eine Glashütte, eine Teerbrennerei und eine Försterei neu entstanden. Die Glashütten in Diedrichshof bei Rothspalk und in Klaber haben ihren Betrieb schon wieder einstellen müssen. Die Klabersche Glashütte bestand, wenn man dem Kirchenbuch folgt, wohl nur für fünf Jahre von 1741 bis 1746. Zu diesem Zeitpunkt wird sie schon als alte Clabersche Glashütte bezeichnet. Auch in Nienhagen bei Rothspalk ist eine Försterei entstanden. Die Fischereien werden noch in den gleichen Dörfer wie vor fünfzig Jahren betrieben.

Im November 1752 wird der Wokersche Schmied Johann Friedrich Gerstenkorn auf das Amt Güstrow bestellt, um schriftliche Urkunden über sein Erbrecht auf der Schmiede vorzulegen. Zwei Jahre zuvor war sein Vater, der alte Schmied Ernst Friedrich Gerstenkorn im Alter von achtzig Jahren verstorben. Johann Friedrich sagt aus, dass er keine Papiere besäße, da alle Briefschaften bei einem Feuer vor vierzig Jahren verbrannt seien. Es wisse aber jedermann, daß seine Vorfahren seit 1670 die Wokersche Schmiede erblich bewohnet und ihm also das Erbrecht nicht zu bestreiten wäre. Seine Vorfahren haben die Schmiede 1711 nach dem Brand aus eigenen Mitteln wieder aufgebaut und sie beständig auf eigene Kosten erhalten. Der Bruder seines Vaters hatte zu damaliger Zeit das Amt um Holz zum Wiederaufbau der Schmiede gebeten. Dieses hatte den Antrag jedoch mit der Begründung abgelehnt, dass er dann das Erbrecht verlieren würde. Zur Erbschmiede gehört zu diesem Zeitpunkt kein Ackerland, der Schmied zahlt jährlich zwei Reichstaler Schulzgeld, zwei Reichstaler sechs Schilling Pachtgeld und ein contribut fürs Handwerk nach dem Edict in Höhe von drei Reichstalern sechzehn Schilling. Sieben Jahre später heiratet die Tochter des Wokerschen Grobschmiedes Maria Gerstenkorn den Schmied Peter Schmitt aus Krassow. Im acht Jahre zuvor erstellten Beichtkinderverzeichnis hat Gerstenkorn noch einen Sohn Johann, der wohl inzwischen verstorben sein muss, denn die Schmiede bewirtschaftet nun sein Schwiegersohn Peter Schmitt. /6/

An Johannis 1754 übernimmt der Krüger Johann Jochim Jacobs die Wokersche Windmühle von seinem Vorpächter Gottfried Rost. Bevor er sie neu betreiben kann, wird jedoch der Hausbaum durch den Mühlenmeister Gram aus Lalendorf repariert. Anfang November zieht Müller und Krüger Johann Jochim Jacobs dann nach eingehender Besichtigung auf die Mühle. Auch er hat die Mühle wohl nur wenige Jahre in Pacht, denn nur sechs Jahre später erhält sie Clemens Heinrich Kröger.  /6/