"Inventarium über die Vogdey Wokern und der dazu gehörigen Unterthanen so noch im Leben seyn , undt von den Gehöften, Dienst leisten können, aufgerichtet den 5. Juni anno 1657 bey Antritt des Pensionary Caspar Behrens"  /6/

Dorfanlage von Striesenow nach der Generalkarte des Grafen Schmettau um 1780
Striesenow gehört in etwa für die Länge eines Menschenlebens von 1611 bis 1673 zum Besitzblock der herzoglichen Vogtei Klein Wokern. Die nebenstehende Schmettausche Karte zeigt das Dorf jedoch zu einem Zeitpunkt, als es bereits zum Hahnschen Gut Diekhof gehört, und in einen Verwalterhof umgewandelt ist. Das geschieht nach 1725, wahrscheinlich etwa 1738 zur Zeit des Ludwig Achatz Hahn, denn in diesem Jahr werden die beiden letzten Striesenower Bauern Christian Schwaß und Ludwig Salow nach Lissow umgesetzt. 1751 berichtet der Pastor von Warnkenhagen, dass der Herr Landrat von Hahn sämtliche Bauerhöfe niedergeleget und einen Hof wieder bauen lassen. Wie die einst vorhandenen zehn Bauernstellen auf 20 Hufen Feldmark angeordnet waren, ist auf der Karte nicht mehr erkennbar. Die Direktorialvermessungskarte von 1764 zeigt etwa 1,4 km südöstlich des Hofes am Weg nach Warnkenhagen den Flurnamen Alt Striesenow, möglicherweise befand sich hier einst die alte Ortslage.

In Striesenow bewirtschaftet 1657 ein Tewes Mildan mit seiner Frau und vier Söhnen einen Bauernhof. In den Landbederegistern wird er in diesem Dorf zum ersten Mal 1652 genannt. Zwei Jahre später übernimmt er das Gehöft des Bauern Hanß Graschau. Jetzt befindet sich sein Haus in gutem Zustand. Er besitzt mit vier Pferden, einem Fohlen, sechs Ochsen, drei Stieren, fünf Kühen, zwei Starken, sieben Schweinen, sieben Schafen und drei Immenstöcken einen relativ hohen Viehbestand. Tewes Mildan hat je zwei Drömt Roggen und Gerste, zwei Scheffel Weizen, sechs Scheffel Hafer und sechs Scheffel Erbsen ausgesät. Das entspricht einer Gesamtaussaatmenge von 38 Scheffeln - im Vergleich dazu hat sein in der gleichen Vogtei wirtschaftende Bruder der Kossate Hans Mildan in Groß Wokern nur 20 Scheffel ausgesät. Die im Bederegister genannten vier Söhne von Tewes werden wohl die in späteren Quellen erwähnten Jochim, Claus, Ulrich und Thies sein. Aber schon 1661 verliert Tewes Mildan seine Bauernstelle. Im gleichen Jahr nimmt sie Hinrich Wiese aus Rostock an. Laut Kirchenvisitationsprotokoll von 1662/1663 gibt Tewes Mildan dem Pastor zwei Scheffel Roggen, Hinrich Wiese zahlt dagegen dem Küster zwei Scheffel Hafer, eine Wurst, ein Brot und zehn Eier. Dieser Eintrag ist seine letzte Erwähnung.

Neben Tewes Mildan gibt es 1657 in Striesenow nur noch den Schulzen Ties Kracht mit seiner Frau, vier Söhnen und drei Töchtern und den Bauern Ties Schwaß mit Frau, zwei Söhnen und einer Tochter. Vier weitere Bauern sind mit den ihrigen verstorben bzw. haben die Stelle verlassen, so dass die Höfe wüst liegen. Ihre Kinder halten sich in Schwaan und Rostock auf. Außerdem stehen in Striesenow noch drei Katen, die durch Einlieger bewohnt werden. Auf einer Katenstelle hat einmal eine Schmiede gestanden. Im Dorf leben zehn Jahre nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges insgesamt nur zwölf Erwachsene und sechzehn Kinder.

Auf welche Weise waren die Striesenower Bauern in das Domanium eingegliedert worden? Am 18. März 1285 hatte Heinrich Fürst von Werle das Dorf Striesenow an das Heilige Geist Hospital in Lübeck verkauft. Am 25. Januar 1318 bestätigten die Fürsten Johann und Johann der Jüngere dem Heiligen Geist Hospital Lübeck noch einmal den Besitz des Dorfes im Land Werle. Das Hospital war eine Stiftung der Lübecker Bürgerschaft zur Versorgung schuldlos verarmter Bürger und Bürgersfrauen, die weit verstreut reichen Landbesitz hatte. So gingen die Einkünfte aus dem Bauerndorf Striesenow über 300 Jahre an das Hospital in Lübeck. Nach der Reformation aber maßen sich der mecklenburgische Herzog und die von Lehsten auf Gottin immer mehr Rechte in dem Dorf an. Aus diesen Gründen kommt es zu Prozessen, unrechtmäßigen Pfändungen und sogar zu blutigen Tätlichkeiten. So wird die gesamte Dorfschaft aus Striesenow in einer Oktobernacht 1589 weggeführt und für vier Wochen in Güstrow gefangen gehalten. Schließlich tritt das Hospital zum Heiligen Geist Lübeck 1611 alle Rechte an dem Dorf für nur 1000 Gulden an den Herzog ab. Striesenow wird ab diesem Jahr der am nächsten liegenden herzoglichen Vogtei in Klein Wokern eingegliedert. Der domaniale Besitz der beiden Vogteien Klein Wokern und Mamerow hat zu dieser Zeit eine relativ große Ausdehnung. Für die Vogtei Wokern werden die Dörfer Klein und Groß Wokern, Roge, Tense, Dalkendorff, Mieckow, Jahmen, Striesenow und Klein Bützin genannt. Die benachbarte herzogliche Vogtei Mamerow besteht aus den Dörfern Mamerow, Nienhagen, Lüningstorff, Pölitz, Bansow, Krassow und Rachow. An seiner nördlichen Spitze reicht der herzogliche Besitz bis an die Feldmark des Gutes Prebberede der Familie von Bassewitz.

Genau in diesem Dorf wird in den Landbederegistern des 16. Jahrhunderts 1507, 1568, 1569 und 1570 der Bauer Claus Mildan genannt. Er zahlt die Hälfte der vollen Steuer. Hierbei muss es sich um zwei Generationen handeln - der zuletzt Genannte Claus könnte der Großvater von Hans und Tewes Mildan sein - etwa um 1540 geboren. Mit ziemlicher Sicherheit aber kann angenommen werden, daß die beiden Brüder aus der Prebbereder Bauernfamilie kommen, denn seit Beginn des 17. Jahrhunderts wird der Familienname Mildan nicht mehr in Prebberede genannt. Dafür taucht er im Jahre 1617 in einem Kirchenvisitationsprotokoll des Kirchspiels Warnkenhagen auf. In der Kirchenrechnung wird in Striesenow ein Mathias Mildan aufgeführt, der sich 4 Reichstaler und 21 Schilling geborgt hat. Ein Bauer oder Kossat kann er jedoch nicht sein, da die Landbederegister aus dieser Zeit ihn nicht als solchen in Striesenow verzeichnen. Mathias Mildan könnte um 1580 oder 90 geboren worden und damit der Vater von Hans und Tewes sein. Vielleicht wuchs er noch in Prebberede auf, denn sein möglicher Vater Claus Mildan ist dort zumindest 1570 noch Bauer. Auch der einzige Sohn von Hans in Wokern und ein Sohn von Tewes in Striesenow heißen wieder Claus.

Prebberede kommt nach mehrmaligem Besitzwechsel zwischen denen von Büren, von Moltke und Pramule am 21. Dezember 1385 endgültig an die wahrscheinlich aus slawischem Adel stammende Familie von Bassewitz auf Dalwitz und Basse. Der erste Besitzer des Dorfes ist Gerd von Bassewitz. Er erhält das Dorf mit der Pacht aus 12 Bauernhufen, Katen, Holz, Feld, Wasser, Weide, Wegen und Torfmooren. Auch die niedere Gerichtsbarkeit wird ihm verliehen. Im Dorf gibt es eine Mühle.

Anfang des 16. Jahrhunderts existieren in Prebberede 12 Bauernstellen, auch die Landbede von 1570 nennt noch immer 12 Bauernfamilien. Doch wie das Kirchenbuch von Belitz angibt, ist das ehemalige Bauerndorf spätestens 1646 vollständig in eine Gutswirtschaft umgewandelt. Jetzt gibt es hier nur noch einen Verwalterhof mit zwei Knechten und drei Weibern, eine Schäferei und eine Mühle. 1652 kommt noch eine Holländerei hinzu. Es ist wohl anzunehmen, daß die Umwandlung in eine Gutswirtschaft etwa um die Wende zum 17. Jahrhundert geschieht.

Ab 1555 erfolgt in Mecklenburg eine Umstellung des Steuersystems. Bis zu diesem Jahr ist das Hofland der Ritter steuerfrei, nur für Bauernland muss Landbede gezahlt werden. Nun ändert sich die Besteuerung dahingehend, daß für jedes Land gleichermaßen nach der Höhe der Einsaat besteuert wird. Es lohnt sich also immer mehr, wüste oder gelegte Bauernhufen dem Hoffeld zuzuschlagen. Begünstigt wird dieser Prozess auch dadurch, daß die Bauern ab 1607 ihr Erbzinsrecht auf den Hufen schriftlich nachweisen müssen, was so gut wie niemandem gelingt, da die Hufe bisher in Gewohnheitsrecht genutzt wurde. Mit der allmählichen Einrichtung einer Gutswirtschaft und einer Schäferei durch die Besitzerfamilie von Bassewitz müssen sich die alten Prebbereder Bauernfamilien also räumlich und wirtschaftlich neu orientieren. Noch ist die Leibeigenschaft in Mecklenburg gesetzlich nicht festgelegt, jeder kann also problemlos auch außerhalb seines ehemaligen Gutsbezirkes ansässig werden und vielleicht führt der Weg der Familie Mildan nun ins nahe gelegene Striesenow, das seit 1611 nicht mehr dem Heiliggeisthospital Lübeck sondern dem mecklenburgischen Herzog gehört.