Fotos der Kirche in Groß Wokern    Groß Wokern Dorfentstehung und zur Zeit Hans Milhahns

Dorfanlage von Groß Wokern nach der Generalkarte des Grafen Schmettau um 1780
Seit Heinrich Borwin I. ab 1201 Alleinherrscher des späteren mecklenburgischen Territoriums ist, werden systematisch Siedler hauptsächlich aus Westfalen und dem Herzogtum Sachsen angeworben. Die neuen Bewohner, in der Mehrzahl Bauern, kommen mit Unterstützung sogenannter Lokatoren ins Land. Diese erhalten für ihre Tätigkeit meist vier Hufen Land in den von ihnen besiedelten Dörfern, oft das Patronatsrecht über Kirchen, manchmal schon die niedere Gerichtsbarkeit. Sie stehen im Lehnsverhältnis zum mecklenbugischen Landesherren, sind ihm zur Heeresfolge verpflichtet und bilden den niederen Adel des Landes. Die ersten deutschen Siedler kommen wahrscheinlich in die Gegend von Groß Wokern, nachdem die zirzipanischen Grenzländer Teterow, Malchin und Schloen durch kriegerische Auseinandersetzungen 1236 endgültig von Pommern an die 1229 in der ersten Landesteilung entstandene werlesche Linie gelangen. Die ganze Gegend ist zu diesem Zeitpunkt verödet und nahezu menschenleer.

Südöstlich des Dorfes am äußersten Rand des Wokerschen Holzes befindet sich ein alter slawischer Burgwall neben dem wohl auch eine slawische Siedlung existierte. Noch am Ende des 14. Jahrhunderts wird Klein Wokern als Wendeschen Wukerd bezeichnet. Hier befindet sich ein Rittersitz mit einigen Kossatenstellen, dem das Bauerndorf Groß Wokern wohl von Beginn an zugeordnet ist. Südöstlich von Wokern muss es einen breiten Waldgürtel gegeben haben, in dem heute die ehemaligen Hagendörfer Nienhagen, Klaber - noch lange in den Quellen Hogen Klaber -, Langhagen und Hinzenhagen liegen. Südöstlich trennten der Höhenrücken der Mecklenburgischen Schweiz - sicher mit Wald bewachsen - und die Niederungen des Malchiner- und Kummerower Sees. Dichte slawische Siedlungsspuren liegen allesamt nördlich der Linie Groß Wokern - Mamerow - Teterow. So gab es Burgwälle in Groß Roge am Ostufer des Wotrumer Sees und südöstlich von Zierstorf. Slawische Siedlungen lagen in Mamerow, Dehmen, Gremmelin, Wattmannshagen, Raden, Wotrum, Groß Roge, Teschow, Zierstorf, Rachow, Levitzow, Drölitz, Pölitz, Schwiessel, Liessow bei Korleput, Lissow bei Diekhof, Peschendorf, Recknitz und Rossewitz. Nordöstlich wird das Gebiet von der Recknitz- bzw. Augrabenniederung begrenzt. Es gehört zur terrae Teterow des lutizischen Zirzipaniens.

Groß Wokern wird wohl nach 1236 von deutschen Siedlern als Angerdorf angelegt. Die Felder des ursprünglich wendischen Klein Wokern werden nach der deutschen Hufenordnung umgebrochen. Deutsche Bauern erhalten eine Hufengröße von etwa zwanzig Hektar zugewiesen, die wendische Hakenhufe beträgt nur ein Viertel der deutschen. Die Dorffeldmark von Groß Wokern grenzt im Norden an das Bauerndorf Groß Roge, im Westen an den Hof Klein Wokern, im Süden an die Dorffeldmarken von Klaber und Köthel und im Osten an die Stadtfeldmark von Teterow. Der größere Teil der Felder liegt in Richtung Groß Köthel und Nienhagen. Am nördlichen Rand der Feldmark liegt die Landstraße von Teterow nach Güstrow. Sie führt an den Dörfern Groß Roge und Klein Wokern vorbei und geht durch die Orte Raden, Vietgest und Pustekow - heute Klueß - nach Güstrow. Die nur wenig bedeutsame Landstraße von Krakow nach Teterow führt von Klaber kommend über Groß Köhtel und nicht direkt durch das Dorf Groß Wokern. Einfache Landwege, die auch gleichzeitig die Wirtschaftswege zu den einzelnen Feldstücken sind, führen nach Groß Roge, Klein Wokern, Mamerow, Groß Köthel und Nienhagen.

Gleichzeitig mit der Besiedlung wird das ganze Land mit einem Netz von christlichen Kirchen überzogen, denen immer mehrere Dörfer zugeordnet sind. Das Wokersche Kirchspiel gehört zum Bistum Kammin in Pommern. Um die zirzipanische Grenzregion gibt es heftige innerkirchliche Auseinandersetzungen, der Archidiakonatssitz im Domstift Güstrow ist erst um 1230 vom Bistum Schwerin an das Bistum Kammin gelangt. Mit dem Bau der Feldsteinkirche in Groß Wokern wird im spätromanischen Stil etwa um 1240 begonnen. Sie gehört damit zu den ältesten Kirchen im östlichen Mecklenburg, älter sind nur die Kirchen in Behren Lübchin und die Ruinen in Papenhagen bei Rambow und Dambeck bei Röbel. Die Kirche in Groß Wokern besteht vollständig aus Granitfindlingen, sogar das Gewölbe ist aus kleinen Feldsteinen gemauert. Sie liegt am südlichen Ende des Dorfangers auf einem Hügel. Etwa die ersten zwei Siedlergenerationen lang besteht nur der Altarraum der Kirche, dann wird das Kirchenschiff gebaut. Sein Eingangsportal befindet sich an der Westseite, ein anfangs vorhandenes Nordportal wird in einer frühen Bauphase zugemauert. Vor dem Westportal liegen zwei Weihwasserbecken, die ehemals slawische Kornmahlsteine waren.

Am 8. April 1302 verleiht Nicolaus, Fürst von Werle, in einer in Güstrow ausgestellten Urkunde auf Bitten des Ritters Deneke von Kröpelin und dessen Vettern Rudolf, Gottfried und Barolt - Söhne seines Bruders und Ritters Gerhard, das Eigentum der Primersmühle zur Stiftung einer Vikarei in der Kirche zu Wokert und schenkt derselben Vikarei die Bede von zwei Hufen in demselben Dorfe. Die Kröpelins, die hier als Besitzer von Wokern auftreten, sind Vasallen des werleschen Fürstenhauses. Zeugen der Beurkundung sind Bernard, Johannes von Bellin, Conrad Bunow, Deneke von Kröpelin, Nortmann, Rudolf Barolt, Heinrich von Linstow und Ritter Nicolaus Hane. Diese Urkunde ist die schriftliche Ersterwähnung des Dorfes Groß Wokern. Vier Jahre später bestätigt Heinrich, Bischof von Kammin, in einer Urkunde die Stiftung dieser Vikarei in der Kirche zu Wokern. Sie kommt als erstes dem Priester Ern Konrad Pennink zu Gute.  /9/

Am 9. September 1364 verkauft Konrad Hasenor, Sohn des verstorbenen Heinrich Hasenor, zu Gunsten der Vikarei zwei Hufen in Maioris Wokert. Mit diesem zusätzlichen Land können die Einkünfte für den Parrer aus der Vikariatsstelle verbessert werden. Dieser Verkauf wird in Teterow beurkundet, Zeugen sind Johann Rumpeshagen Pfarrer aus Wokern, Johann Kuyert, Nicolas Hoken, Priester Johann Husman und Otto Zusebeker. Das Dorf befindet sich nun offensichtlich im Besitz der Familie Hasenor.  /9/

Am 24. Oktober 1392 befiehlt Papst Bonifaz IX. in Perugia dem Archidiakon zu Usedom im Kamminer Bistum, Hermann Bosepol, den ständigen Vikar der Pfarrkirche zu Wukert, in das Kanonikat und die Majorpräbende des Dekanats zu Bützow im Schweriner Bistum einzusetzen. Das Kanonikat hatte sich durch den Tod des Johannes Blisekow erledigt. Bosepol behauptet Priester zu sein und aus ritterlichem Geschlecht zu stammen. Aber er ist schon recht gut versorgt und besitzt neben der Vikarei in Wokern noch ein Almosen in dem Dorf Teschow von jährlich acht Mark und hatte früher die Anwartschaft auf ein Kanonikat und die Majorpräbende in Güstrow erhalten. Auf diese Anwartschaft soll er nun verzichten.  /9/

Am 30. November 1396 verkaufen Timme Zorow und seine Söhne Gerd und Kurd vier Hufen zu Wendeschen Wukerd an Otto und Heine von Wozenitz mit Wordland, Wegen, Holz, Wische, Weide und Acker. Auf den Hufen wohnten zuvor zwei Personen mit Namen Tamme und Lulow. Der Beurkundung wohnen Werner Nortmann zu Weytendorp, Kurd Nortmann zu Zapekendorp sowie Otto und Heyne von Wozenitz bei. Die Rostocker Familie von Wozenitz ist auch im Besitz des Gutes Raden und wurde siebzehn Jahre zuvor von Lorenz von Werle außerdem mit dem benachbarten Vogelsang und einem Teil des Dorfes Lalendorf belehnt. In den Fußbodenplatten hinter dem Altar der Teterower Kirche befindet sich eine Grabplatte des Otto Wozenitz aus dem Ende des 16. Jahrhunderts.  /9/

Am 1. März 1398 beauftragt Papst Bonifaz IX. in Rom den Abt von Dargun im Kamminer Bistum, den ständigen Vikar der Pfarrkirche zu Teterow Heinrich Hasenor in ein erledigtes Kanonikat zu Güstrow mit der Anwartschaft auf eine Majorpräbende einzusetzen. Hasenor hat außerdem noch in den Kirchen zu Teterow und Wokerd jeweils eine Vikarei mit drei Mark Einkommen.  /9/

Mit dem Aussterben der Linie Werle gelangen Klein und Groß Wokern 1436 an die auf dem mecklenburgischen Territorium nun allein herrschende Linie Mecklenburg. Zwölf Jahre später besitzt Hennecke von Flotow die beiden Dörfer Groß und Klein Wokern. Für etwas mehr als hundertzwanzig Jahre bleiben beide Wokern im Besitz der Familie Flotow, die in Mecklenburg reich begütert ist.

Im Landbedregister von 1507 werden in Groß Wokern zwanzig Steuerzahler genannt. Zehn Personen zahlen die volle Steuer von zwei Gulden achtzehn Schilling, fünf Personen einen Gulden acht Schilling, eine Person zwölf Schilling und vier Personen nur acht Schilling. Besteuert werden Bauern und Kossaten. Es könnten also zehn Vollbauern, fünf Halbhüfner und fünf Kossaten im Dorf leben. Als dreizehn Jahre später die Steuerzahler der Vogtei Teterow registriert werden, gibt es in Groß Wokern sieben Bauern und drei Katenbewohner. Sie zahlen Halbbede, Afflager und Hundkorn - eine Art Kornhebung. Als Bauern werden unter anderem die Familien Boldewan, Knegendorp und Warkentin genannt.

1534 ist Kaspar Dessin Pfarrer in Groß Wokern. Mitten in den Jahren der Reformation ist er noch vom Güstrower Probst, dem Archidiakon der Region Zirzipanien des Kamminer Bistums, eingesetzt worden. Doch sieben Jahre später ist Matthaeus Blumenholt Pfarrer der Kirche in Groß Wokern. Er ist der erste evangelische Pastor der Gemeinde.

Als 1562 die letzte direkte Erbin der Familie von Flotow Margarethe von Flotow stirbt, zieht Herzog Ulrich das Lehen ein und ordnet Klein und Groß Wokern dem Domanialamt Güstrow zu. Auch Proteste von Andreas und Christian von Flotow ändern nichts an dieser Tatsache. Ulrich, seit sechs Jahren Herzog des neuen Landesteils Mecklenburg-Güstrow, richtet in Klein Wokern eine landesherrliche Vogtei und ein Gestüt ein, um die Qualität der mecklenburgischen Gebrauchspferde zu verbessern. Das Gestüt wird jedoch im Dreißigjährigen Krieg vernichtet. In der Umgebung von Wokern gibt es nun einen kleinflächigen herzoglichen Besitz mit den Höfen in Klein Wokern und Mamerow.

1568 erwähnt das Landbedregister des Amtes Güstrow in Groß Wokern vierundzwanzig Steuerzahler, einen Schmied und einen Krüger. Vierzehn Personen zahlen eine Steuer von zwei Gulden sechszehn Schilling, vier Personen einen Gulden acht Schilling und sechs Personen nur acht Schilling. Das lässt auf mittlerweile vierzehn Vollbauern, vier Kossaten und vielleicht sechs Einlieger schließen. Sechzehn Jahre nach der Erstellung dieses Registers wird Joachim Schelen im Krug zu Kirchen Rosin die Erlaubnis erteilt die Krüge zu Rosin und Großen Wockern privative mit Bier zu belegen. Der Standort des Kruges in Groß Wokern ist nicht näher bestimmbar. Wahrscheinlich besitzt einer der Hauswirte auch Schankgerechtigkeit.

In einem Amtsinventarium des Fürstlichen Hauses Güstrow von 1600 wird in Klein Wokern ein Newes Heußlein erwähnt, das wohl als kleines Lusthaus für zeitweilige Aufenthalte Herzog Ulrichs errichtet worden ist. Das Inventarium nennt auch den gesamten Viehbestand des Bauhofes. Es gibt fast hundertsechzig Häupter Rindvieh, darunter Bullen, Ochsen und Kühe, ebenso viele Schweine und Hühner. Nur drei Jahre später hat sich die Anzahl der Hühner fast verdreifacht.  /20/

An Michaelis 1602 wird für das Amt Güstrow eine neue Amtsordnung aufgerichtet. Sie geht näher auf die Arbeitskräfte ein, die aufm Bawhofe Wükern beschäftigt sind. Es gibt insgesamt zwölf Personen - einen Hofmeister, eine Baumöhme, vier Baumägde, einen Kuhhirten mit Jungen, einen Schweinehirten, einen Häker für ein ganzes und einen für ein halbes Jahr, drei Drescher und einen Kuttenschneider. Sie erhalten Geld, gestaffelt von zehn bis zwei Gulden, je zwei oder ein Paar Schuhe, flechsen und heden Leinwandt, Deputate an Roggen, Gerste, Malz, Hafer und Erbsen, auch Kühe, Schafe, Schweine, Butter, Salz, Heringe und anderes. Ein Jahr zuvor wirtschaften im benachbarten Groß Wokern sechzehn Bauleuten und sechs Kossaten auf neunundzwanzig Hufen Land. Wenig später werden noch ein Schneider und eine Schmiede genannt. Die Schmiede ist wahrscheinlich durch Carsten Roggelin besetzt.  /6/

Im gleichen Jahr wird die Kirche in Groß Wokern Tochter der Pfarrkirche in Klaber, da beide Kirchspiele zu klein sind, um ihre Pastoren genügend zu unterhalten. Möglicherweise gehörten zum ursprünglichen Kirchspiel Groß Wokern die im 16. Jahrhundert wüst gewordenen Dörfer Klingenberg am Schillersee und Godekendorf, Nachbarort von Mamerow. Pastor in Klaber ist zur Zeit der Zusammenlegung beider Kirchspiele Joachim Gottschalk. Er versorgt bis 1635 im wöchentlichen Wechsel beide Kirchen. Dann wird ihm sein Sohn Simon Gottschalk zur Seite gestellt.

Ein Inventarium des Jahres 1610 beschreibt den Klein Wokerschen Hof genauer. Zu dieser Zeit einigt sich Johann Albrecht II. mit seinem Bruder Adolf Friedrich im Erbvertrag von Fahrenholz über eine Nutzungsteilung Mecklenburgs. Johann Albrecht bezieht das leerstehende Güstrower Schloß und übernimmt die Herrschaft im Güstrower Landesteil. Der Wokersche Hof besteht aus einem sechzehn Gebind langen Bauhaus, je einer vierzehn und fünfzehn Gebind langen Scheune, zwei Ställen von jeweils sechs und achtzehn Gebind, einem Backhaus von vier Gebind Länge und dem zweistöckigen Lusthaus von ebenfalls vier Gebind.

Im Bauhaus werden eine Stube mit Kachelofen und zwei Kannenborten, eine Kammer mit Bettstelle und eine Molkenkammer mit Kachelofen und zahlreichen Gerätschaften zur Milchverarbeitung, z.B. Käse- und Milchbänken, Butterfässern, -mulden und -kellen, Milchseien oder Milchbütten, genannt. Alle Türen sind schlossfest und die Fenster verglast. Bettzeug ist für die Beamten, Mägde, Drescher und den Hirten vorhanden. Im Bauhaus stehen außerdem eine lange Tafel, ein kleiner Tisch, sechs Stühle, ein Kannenbort, Spinnräder und Haspeln. Es gibt Kessel, Zuber und Grapen, Brottragen, Fleischgabeln, Siebe, Scheffel und anderes Hausgerät.

Das neben dem Hof liegende Lusthaus ist vonn 4 gebinten, Zwey Stender hoch vnnd mit Ziegll behengtt. Es ist wohl von einem Graben umgeben, denn die Eingangstür des Hauses geht nach dem Graben. In der untersten Etage befinden sich ein Gang, eine Stube zur rechten Hand mit zwei Kammern, einen Stube zur linken Hand und eine Küche. Im Gang gibt es zu einer Seite der Tür acht und zur anderen zehn gläserne Fenster, von denen eines jedoch ausgeschlagen wurde. Hier finden sich auch ein Schornstein und die hölzerne Wendeltreppe in das Obergeschoss. Die beiden unteren Stuben haben jeweils siebenundzwanzig und achtundvierzig Tafeln gläserne Fenster. Die erste Stube ist durch einen Kamin beheizbar, in dieser gibt es drei Türen zu denen allerdings die Schlüssel fehlen und einen kleinen Tisch. Die andere Stube hat nur eine - dafür aber schlossfeste - Tür, zwei Tische und vier umgehende Bänke. In den Kammern befinden sich Kleiderschapp, Bettstellen und kleine Wandtische. Das Bettzeug besteht aus Pfuelen, Daunenüberbetten und Federunterbetten, ist weiß oder gestreift.

Die obere Etage des Lusthäuschens hat ebenfalls einen Gang, eine Stube auf der rechten Seite mit zwei Kammern und einen großen Saal auf der linken Seite. Hier befinden sich auch rechts und links zwei Erker, die durch einen Gang verbunden sind. Der Flur der oberen Etage hat vierundzwanzig Glasfenster, auf ihm gibt es noch eine Treppe ins oberste Gemach. Die Stube auf dieser Etage hat dreißig Glasfenster, ist mit einem Kamin beheizt und mit Tisch, vier umgehenden Bänken und einer Lehnbank ausgestattet. Die Kammern nehmen wieder die Bettstellen auf. Der große Saal - auch als fürstliche Eßstube bezeichnet - hat dreiundsechzig gläserne Fenster, eine schlossfeste Tür, eine fürstliche Tafel, einen Tisch, einen Schnittisch, drei umgehende Bänke und neun Brettstühle. Die beiden Erker rechts und links haben jeweils zwölf und sechzehn gläserne Fenster, eine schlossfeste Tür, angenagelte Bänke und eine Bettstelle. Sie sind durch einen Gang miteinander verbunden, der achtundvierzig Glasfenster hat und zwei Türen, die wohl zu den Erkern führen. Das gesamte Lusthaus ist unterkellert. Dieser Keller wird als Lager genutzt und ist gewölbt.  /6/

Das Landbederegister von 1621 nennt in Groß Wokern wieder einen Krug. Hanß Techentin nimmt die Wokersche Schmiedestelle des Carsten Roggelin an. Er bleibt bis zum Dreißigjährigen Krieg Schmied im Dorf, danach erhält sie sein Sohn Claus. Der seit diesem Jahr regierende Güstrower Herzog Johann Albrecht II. lässt das Lusthaus in Klein Wokern, das wohl vorrangig als Jagdaufenthalt genutzt wird, ausbauen. Er weist die Wokerschen Bauern an, das Holz zu hegen.

Im Herbst des gleichen Jahres wird in Güstrow ein Prozess wegen Zauberei gegen die Ehefrau des Bauern Jacob Zarndt aus Klaber geführt. In ihrem Bekenntnis beschuldigt sie auch den alten Chim Busingk aus Groß Wokern, von ihren Zaubereien profitiert zu haben. Er soll sechs Jahre zuvor mit einem kranken Pferd zu ihr gekommen sein und für die Heilung zwei Taler in kleinem Gelde bezahlt haben. Auch habe er ihr hin und wieder eine Kanne Bier gegeben und selbst davon gesprochen, dass er vor etlichen Jahren bei seinem Sohn Cheel Busingk einen Dreibeinigen gesehen haben so auf der Gilde gesessen. Als der alte Busingk mit diesen Anschuldigungen und der gefangenen Zarndtschen im September des Jahres im Backhaus zu Klaber konfrontiert wird, leugnet er alles. Die Zarndtsche ist gleichwohl bestendig dabei geblieben auch darauff leben und sterben. Gegen Ende des Jahres wird sie als Zauberin in Malchin verbrannt. Das geht aus einem Brief des Klaberschen Pastors Joachim Gottschalk hervor. Er wendet sich im Januar 1622 an das Amt, um für seinen Pfarrbauern, der auch in den Fall verwickelt ist, zu bitten. Die Frau des Pfarrbauern hatte von der Zarndtschen giftige Tränke erhalten, an denen ihr Bruder und auch der Bruder ihres Mannes gestorben waren. In der Nacht nach dem Urteil, war sie aus Angst aus dem Dorf geflüchtet und bisher nicht wieder aufgetaucht. Nun sitzet der arme Man mit seinen vielen lieben Kindern denen etzliche noch fast klein undt ungezogen in großem elend und Bedrücken. Auch die Frau seines verstorbenen Bruders wohnt mit drei Kindern bei ihm. Pastor Gottschalk bittet das Amt um Gnade für die Familie seines Pfarrbauern, ob dem entsprochen wurden, geht aus den Akten nicht hervor.

Der Prozess gegen den mitbeschuldigten alten Chim Busingk, der nach eigenen Angaben aus Grantzow gebürtig ist, jetzt aber bei seinem Sohne zu Großen Wokern einliege, wird allerdings weitergeführt. Im März 1622 kommt es auffm Hof zu Wokern zur ausführlichen Befragung des Beschuldigten. Busingk leugnet immer noch die Beteiligung an den Zaubereien der Zarndtschen. Dem Pferd sei die Brust entzwei gewesen und er habe ihm mit einer Buße helfen wollen, so wie es schon einmal, noch beim Junker Vicke Molzahn auf Grantzow, geholfen hatte. Auch der Dreibeinige, den er angeblich gesehen hatte, sei nur ein Hase im Kohlgarten gewesen, der nicht drei sondern vier Füße gehabt hätte. In der Buße, mit der er die Verletzung des Pferdes austreiben wollte, hatte er im Namen Jesus Christus Christ und Christin, Zwerg und Zwergin, Teufel und Teufelin, den plagenden Geist, den bösen Geist geboten und beschworen, nicht wieder einzukommen. Der Pastor in Klaber, der noch im Januar für seinen Pfarrbauern und dessen Familie beim Amt vorstellig wird und um Gnade bittet, scheint für Chim Busingk weniger Verständnis aufzubringen, denn er gibt an, dass er schon eine Zeitlang nicht mehr in der Kirche gewesen sei, da der Pastor zu Claber ihn nicht annehmen wolle, weil das Weib daselbst auff ihn bekant. Wie der Prozess gegen Chim Busingk ausgegangen ist, überliefern die Akten nicht.  /6/

In Güstrow grassiert 1624 die Pest in außerordentlich großem Umfang. Herzog Johann Albrecht II. verkündet im August von der Kanzel der Pfarrkirche, die Stadttore durch vereidigte Bürger zu sichern, Schweine, Misthaufen, Aas und Hunde aus der Stadt zu entfernen und gemeinsame Bäder und Zusammenkünfte der Handwerker und Gilden zu meiden. Balbierer und Apotheker müssen sich ständig in Bereitschaft halten. Um die Kranken besser zu versorgen, wird gegen eine Entlohnung von sechs Gulden erstmals ein besonderer Pestarzt eingestellt. Müller werden angewiesen, immer über einen genügenden Vorrat an Korn zu verfügen. Aus Geldmangel appelliert die Stadt an die Mildtätigkeit der Einwohner, den Stadtarmen wird das Betteln verboten, für sie wird auf dem Pfarrkirchhof eine Sammelbüchse aufgestellt. Aus Furcht vor Ansteckung verlässt Herzog Johann Albrecht die Stadt. Er ist bereits zum zweiten Mal verheiratet, hat jedoch noch immer keinen Thronerben. Drei kleine Söhne waren nur wenige Jahre nach ihrer Geburt verstorben. Auch seine zweite Ehefrau stirbt im Jahr nach dem Ausbruch der Pest.

1628 gibt eine Kontributionsliste des Domanialamtes Güstrow für Groß Wokern vierzehn besetzte Bauernstellen, eine wüste Bauernstelle, sechs Kossaten und zehn Einlieger an. Die bäuerlichen Stellen sind durch die Familien Gilow, Roggelin, Schmidt, Warkentin, Rost, Barkenwage, Busingk, Schwaß, Thoms, Striesenow, Bartel und Bamm besetzt. Als Kossaten werden die Familien Freitag, Schult, Rost, Dethloff und Bamm genannt. Die Bauern müssen an den Landesherren Korn-, Pflug- und Hakengeld entrichten, insgesamt zahlt die Dorfgemeinschaft fast vierzig Gulden.  /6/

Im Sommer des gleichen Jahres erstellen Beamte einen Bericht über die Situation der Bauern im Amt Güstrow. Zu dieser Zeit zieht der mit Mecklenburg belehnte Albrecht von Wallenstein mit großem Hofgefolge auf das Güstrower Schloss. Die Beamten schildern, dass die Unterthanen des gantzen Ambts erbärmlich ausgeplündert, zu dem auch viele Durchzüge und einquartierung gehabt, auch noch an itzo haben mit Krieg, Munition und teglichem vorfall ander Diensten oder Fürsten sehr beleget und geplaget werden. Im Frühjahr des folgenden Jahres ist die Situation immer noch prekär. Viele arme Alte und zum Theil Blinde gehen im Ambt herumb und bitten um Brot. Die Mühlen sind ganz verfallen und stehen still, die Amtsuntertanen haben kein Saat- und Brotkorn mehr, alle Wagen sind ihnen abgenommen, auch fehlen in etlichen Dörfern die Zugochsen, so dass die Bauern ihre Felder nicht mehr bearbeiten können. Etwa zur gleichen Zeit erhält die Dorfschaft in Groß Wokern als Unterstützung einundzwanzig Kälber im Wert von etwa dreißig Gulden. Jeweils ein Kalb erhalten beispielsweise die Bauern Chim Warkentin, Claus Schwaß, Chim Rost, Ulrich Striesenow, Adam Warkentin und der Schulze Claus Gilow. Im benachbarten Teterow und in anderen Städten des Landes bricht eine ruhr- und choleraartige Epidemie aus, die fast zwei Jahre andauert und der viele Menschen zum Opfer fallen.  /6/

1633 erwähnt das Landbedregister in Groß Wokern den Krüger Claus Schwaß. Er ist wohl Hauswirt mit Schankgerechtigkeit. Zum ersten Mal wird im Dorf auch eine Windmühle genannt, die aber wahrscheinlich schon in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges wieder zerstört wird. In Klein Wokern gibt es nun eine Schäferei mit hundertdreißig Schafen, sieben Jahre zuvor waren es noch zweihundert Schafe gewesen.

1637 brechen mit dem Rückzug der schwedischen Truppen und dem Vormarsch der Kaiserlichen die schlimmsten Jahre des Dreißigjährigen Krieges in Mecklenburg an. Der Güstrower Superintendent Lucas Bacmeister klagt im Sommer, dass die Prediger in den Dörfern zuerst von der Soldateska heimgesucht werden und dass, wer konnte, in Holz, Morast, aufs Wasser oder in die Städte geflohen war. Oft werden die Pastoren von dem größten Teil ihrer Gemeinde begleitet. Bacmeister schildert: So hörte der Gottesdienst auf den meisten Dörfern wochen- und monatelang auf, und es blieben dort so wenige Leute zurück, daß man selbst die Gestorbenen nicht mehr zur Erde bestatten konnte. Im nahe gelegenen Kirchspiel Warnkenhagen berichtet Pastor Joachim Willebrand folgendes: habe ich wegen großer Tyrannei der kaiserlichen Soldaten meine Pfarre allhier müssen eine zeitlang von außern ansehen, meine Zuhörer seint zerstreuet, der eine hier, der andere dorten jämmerlich seinen Geist aufgeben müssen, auch ein Teil von den tyrannischen Soldaten totgepeinigt, mit Wasser ersäuft und in dem Ofen geschmöket.. Er kann erst zwei Jahre später wieder in seine ausgeplünderte und ganz ruinierte Pfarre zurückkehren und den übriggebliebenen wenigen Zuhörern eine erste Predigt halten. Der Pastor der Kirche in Reinshagen Stephan Hane flüchtet ins nahe Güstrow und berichtet, dass allein in seinem Kirchspiel durch Gewalttätigkeiten der Soldaten, Rinder- und Menschenpest sechshundert Personen verstorben seien. So bleibt er für sieben Jahre als Lehrer an der Domschule in Güstrow und geht nur sonnabends nach Reinshagen, um am Sonntag vor den wenigen Zuhörern seines Kirchspiels die Predigt zu halten und am Montag wieder in die Stadt zurückzukehren. Noch fünfzig Jahre später wohnen im ganzen Kirchspiel Reinshagen, zu dem die großen Güter Vietgest und Gremmelin gehören, nur etwa dreihundert erwachsene Personen. Auch der Pfarrer des Kirchspiels Klaber Simon Gottschalk ist während dieser Zeit nach Güstrow geflüchtet. Vielleicht hat auch er einen Teil seiner Kirchgemeinde nach dorthin mitgenommen. Gegen Ende des Jahres bricht in Güstrow eine Pestwelle in ungewöhnlicher Stärke aus, die etwa zweitausend Personen, darunter vielen Flüchtlingen, das Leben kostet. Wahrscheinlich ist auch Pastor Gottschalk unter den Opfern, denn er stirbt am 15. Juni des Folgejahres erst Mitte dreißigjährig in Güstrow.

In Klein Wokern ist Dietrich Möller für die nächsten zwanzig Jahre der Pächter der herzoglichen Vogtei. Die Wintersaat diesen Jahres und die Sommersaat des folgenden Jahres können nicht bestellt werden, weil fast alle Bauern in die umliegenden Städte, Wälder oder Sümpfe geflüchtet sind und es an Menschen und Vieh mangelt. Ab Oktober nimmt die schwedische Armee im Amt Güstrow ihr Winterquartier. Durch die Anwesenheit der großen Söldnerheere im Land ist der Getreidevorrat bald aufgebraucht. So kommt es - wie schon zu Beginn des Krieges - zu einer großen Teuerung und der Preis für einen Scheffel Roggen steigt auf das Zehnfache - von zwölf auf hundertzwanzig Schilling.

Ab März 1639 versucht man allmählich, das Amt Güstrow wieder einzurichten. Die Meyerhöfe als Bredentin, Suckow, Wockern und Mamerow, bey welchen viele Regimenter allernegst ein Zeitlang geloquieret haben, sindt sehr ausgebrochen, undt zu nichts gemachet, theils fast gahr in feuer aufgegangen, theil sind noch in zimblichem Stande. Doch nun hat Gott der Allmächtige dem Land so viel Sicherheit gegeben, dass die Höfe und Dörfer allmählich wieder bezogen werden können. Viele Untertanen sind in den vergangenen zwei Jahren in die Städte Güstrow, Rostock und Bützow geflüchtet. Dann hat eine gifftige und erschwerliche Krankheit das gerade noch gerettet Vieh wie die Fliegen dahingerafft. Anschließend sei die Pest über die Untertanen gekommen, so dass nun von den ehemals dreihundertfünfzig Bauleuten und hundertvier Kossaten im Amt nur noch hundertdreinunddreißig am Leben seien.

Im August verschaffen sich die Beamten einen Überblick darüber, wieviele Höfe in den einzelnen Vogteien vor dem Krieg besetzt gewesen und wie viele Bauern wieder ansässig sind. Für die Vogtei Wokern werden die Dörfer Klein und Groß Wokern, Roge, Tense, Dalkendorf, Mieckow, Jahmen, Striesenow und Klein Bützin genannt. Insgesamt gab es in der Vogtei vor dem Krieg fünfundvierzig Bauern und dreizehn Kossaten. Die benachbarte etwas kleinere Vogtei Mamerow besteht aus den Dörfern Mamerow, Nienhagen, Lüningstorf, Pölitz, Bansow, Krassow und Rachow. Hier gab es vierunddreißig Bauern, neun Kossaten und zwei Kätner. Für Groß Wokern werden Kirchenlehen und Straßengericht erwähnt. Die Fischerei auf dem Voßdieke liegt wüst, möglicherweise handelt es sich hierbei um den späteren Rohrteich. In Klein Wokern gab es eine Schäferei, in Mamerow einen Hammelstall.

Die Ausdehnung des domanialen Besitzes östlich von Teterow mit zwei Vogteien und sechzehn Dörfern hat zu diesem Zeitpunkt ihren Höhepunkt erreicht. Das Gebiet ist umgeben von Rittergütern derer von Bassewitz, von Plessen, von Maltzahn, von Hahn, von Oldenburg, von Vieregge, von Wickede und von Zepelin. Nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges ist das Amt Güstrow gezwungen, einen Großteil seiner Dörfer zu verpfänden bzw. schließlich ganz zu verkaufen. So geht die Hälfte der Ortschaften allmählich in ritterschaftlichen Besitz über. Es trifft vor allem die am Rand liegenden Feldmarken und in besonderem Maße die nördlichen Dörfer Jahmen, Klein Bützin, Striesenow, Pölitz, Krassow und Rachow. Mit Ausnahme von Striesenow und Rachow sind es nur sehr kleine Orte mit durchschnittlich zwei bis drei Bauern. In vielen Fällen hatte das Amt nur einzelne Anteile in den Dörfern.  /6/

Erst im März 1640 - fast drei Jahre nach der Flucht des Pastors Simon Gottschalk - werden die kirchlichen Handlungen in Klaber und Wokern wieder aufgenommen. Als neuer Pfarrer wird Johannes Koch eingesetzt. Er stammt aus Malchin, ist siebenundzwanzig Jahre alt und heiratet Katharine Teichmann, die Witwe seines Vorgängers Simon Gottschalk. Drei Jahre später werden während einer Kirchenvisitation die Schäden an der Kirche in Groß Wokern festgestellt. Sie hat an der Nordseite sowie an der Südseite und über dem Chor ein Loch, das mit Steinen ausgebessert werden soll. Der Turm ist aus Holz, steht allein und ist sehr baufällig. In ihm befinden sich eine große und zwei kleine Glocken. Die Küsterei ist drei Gebind lang. Haus und Giebel werden als baufällig beschrieben.  /6/
 
Im Juli 1644 lässt das Domanialamt Güstrow eine Bestandsaufnahme seiner Güter und Dörfer durchführen. Die Äcker sind von jungen Tannen überwuchert, die Weiden mit Dornen und Diesteln bewachsen, Wiesen sind vermoost und mit struppigem Buschwerk bedeckt, die Hölzungen verwüstet und die Gräben zugefallen. In den Niederungen steht das Wasser. In Groß Wokern sind von den ursprünglich fünfzehn Vollbauernstellen und acht Kossatenstellen vor dem Krieg nun wieder fünf Bauern- und vier Kossatenhöfe besetzt. Zurückgekehrt sind die Bauern Heinrich Striesenow, Chim Bartels, Chim Burmeister, Chim Schwaß und Hanß Rost. Kleinbauernstellen sind durch die Kossaten Carsten Roggelin, Berendt Banzkow, Hans Mildann und Franz Warckentien besetzt. Die Bauern besitzen durchweg Haus und Scheune, während die Kossaten nur ein Haus bewohnen. Der Rest der Höfe liegt wüst danieder oder ist gänzlich abgebrannt. Das sind die Bauernhöfe von Chim Bamm, Chim Gilow, Chim Schmidt, Chim Warkentin, Chim Voß, Paschen Barckenwage, Hans Bonicke, Adam Schwaß, Adam Busingk und Chim Roggelin. Ebenfalls nicht besetzt sind die Kossatenstellen von Chim Kröger, Heinrich Freitag, Paul Schulze und Claus Rurhorter.

Die im Dorf anwesenden Bauern haben zusammen nur etwa zweihundert Schweffel Korn ausgesät, davon einundneunzig Scheffel Roggen, zweiundachtzig Scheffel Gerste, einen Scheffel Hafer, siebenundzwanzig Scheffel Erbsen und vier Scheffel Leinsamen. Das entspricht, bei einer Aussaatmenge von etwa einem Scheffel auf hundert Quadratruten, ungefähr fünfundvierzig Hektar Land - also der Ackerfläche von nur zwei Hufen und noch nicht einmal einem Zehntel der gesamten Dorffeldmark. Ein Teil der Felder muss erst wieder urbar gemacht werden, es ist nicht genügend Einsaat und Zugvieh vorhanden und mehr als die Hälfte der ursprünglichen Bauern fehlt. Eindeutig ablesbar ist, dass die Wokerschen Bauern nach der Dreifelderwirtschaft anbauen. Der Winterschlag ist etwas größer und wird mit Roggen bestellt. In den Sommerschlag werden Gerste und Hafer eingesät, auf einem Teil der Brache baut man Erbsen und ein wenig Leinsamen an. Insgesamt besitzt die Bauernschaft nur sechzehn Ochsen, drei Stiere, sieben Kühe, fünf Kälber, vierunddreißig Schweine, fünfundzwanzig Hühner und sieben Bienenstöcke. Nicht einem einzigen Bauern stehen Pferde zur Verfügung.

Auch die Lage der zur Vogtei Klein Wokern gehörenden Dörfer Dalkendorf, Tense, Klein Wokern, Striesenow und Klein Bützin wird von den Beamten näher beschrieben. Klein Wokern, in dem vorher drei Kossaten gewohnt hatten, wird als ganz wüst bezeichnet. Auch Tense und Klein Bützin sind wüst. Hier hatten vor dem Krieg fünf bzw. zwei Bauern gelebt. Für Dalkendorf stellt die Amtsbeschreibung folgendes fest: darinnen vor diesem 6 Bawleute gewohnet, ist kein Mensch, viel weniger Korn noch Vieh vorhanden und hatte der eine Baumann so fuhr dem Jahr noch darinn gewohnet, wegen des täglichen Marsches sich daselbst weg und nach Rachow begeben. Auch dieses Dorf liegt also wüst danieder. Allein in Striesenow wirtschaften - wie in Groß Wokern - schon wieder Bauern auf ihren Stellen. Vier werden namentlich genannt, sechs weitere Hufen liegen jedoch wüst und sind noch nicht besetzt. Dreißig Jahre später wird das recht große Bauerndorf Striesenow vom Herzog an Levin Ludwig Hahn auf Diekhof verkauft. Auch Klein Bützin geht nach mehrmaligen kurzzeitigen Besitzwechseln schließlich fast hundert Jahre später an die Hahn auf Diekhof. Dalkendorf und Tense werden Meiereien und Schäfereien. Nur Wokern und Roge bleiben Bauerndörfer.  /6/

Im Februar 1648 lässt Herzog Adolf Friedrich in ganz Mecklenburg einen monatlichen Bet-, Buß- und Fasttag ausrufen, der als erstes am Freitag den 24. März abgehalten wird. Er soll den moralischen Zustand der Bevölkerung verbessern, die durch die langjährigen Kriegsereignisse verroht, verwildert, der Kirche entwöhnt und abergläubisch geworden ist. Die revidierte Kirchenordnung im Herzogtum Mecklenburg regelt zwei Jahre später den Schulbesuch auf den Dörfern, damit junge Leute daselbst nicht aufwachsen wie das unvernünthige Vieh. Pastor und Küster samt Frauen werden verpflichtet, Schule in Katechismus, Gebet, Lesen, Schreiben und Rechnen halten. Sie sollen die Bauern ermahnen, ihre Kinder Gott zur Ehre in die Schule zu schicken. Noch über hundert Jahre wird es dauern, bis in den Dörfern Mecklenburgs wirklich eine Schulpflicht durchgesetzt wird. In Groß Wokern gibt es aber um 1676 bereits eine kleine Küsterschule. Die in der Kirchenordnung erwähnten üblichen Gebete werfen ein Licht auf die Sorgen und Kümmernisse zur damaligen Zeit: Gebet umb Frieden, umb Regen oder schön Wetter, für die Früchte der Erden, Gebet zur Zeit der Pestilenz und wider den Türken.

In einem 1652 erstellten Bericht klagen Beamte über den schlechten Zustand des Amtes Güstrow. Die Saat des Vorjahres war nicht gesegnet, so dass das Ambt und Jedermanniglich mit zimblich Mißwachs gestraffet hat. Dem Amt fehlen die nötigen Geldmittel, um Saat- und Brotkorn zur Unterstützung der gebeutelten Bauern bereitzustellen. Außerdem ist das Vieh der Unterthanen wegen des vierjährigen Weißwachses elend gerathen. Niemand weiß, wie die leerstehenden Höfe wieder besetzt werden können, das dazu nötige Vieh muss wahrscheinlich von der Zuzucht der bereits wirtschaftenden Bauern genommen werden. Es fehlen auch Mittel, um die zerstörten Häuser der Dörfer und Höfe wieder aufzubauen. Die bereits wirtschaftenden Meyerhöfe des Amtes haben nur wenig Einkünfte, so dass sie überhaupt keine Berechnungen liefern können. Im Jahr darauf stellt der Klein Wokersche Pächter Dietrich Müller bei der herzoglichen Kammer ein Gesuch auf Verlängerung seines Pachtvertrages. Dem wird wohl nicht entsprochen, denn drei Jahre später kommt es zu einem Pächterwechsel.  Nun ist Caspar Behrens der neue Pächter der herzoglichen Vogtei in Groß Wokern. Zu ihr gehören zu diesem Zeitpunkt die Dörfer Groß Wokern, Groß Roge, Dalkendorf, Tense, Striesenow und Klein Bützin. Ein am 5. Juni des Jahres erstelltes Inventarium beschreibt den Hof in Klein Wokern und die dazugehörigen Dörfer genauer. Behrens Vertrag wird vorläufig für drei Jahre ausgestellt. Wahrscheinlich wird er anschließend noch einmal um drei Jahre verlängert, danach verpfändet der Herzog den Hof.

Im September 1659 durchziehen kaiserliche, brandenburgische und polnische Truppeneinheiten im Schwedisch-Polnischen Krieg auch die Gegend von Groß Wokern. Im Kirchenbuch von Wattmannshagen hält der Pastor im November fest, dass er eiligst eine Hochzeit durchführen musste, weil wegen der Unruhe und Unsicherheit im Lande es keinen Verzug haben konnte. Ein Ratsprotokoll der Stadt Güstrow vermerkt, dass sich kaiserliche und brandenburgische Truppen drei Tage, polnische Truppen fünf Tage einquartiert und auf dem Lande großen Schaden mit Plündern, Rauben, Vertreibung und Entführung kleiner Kinder angerichtet hätten. Die Belastungen durch diesen Krieg enden erst mit dem Frieden von Oliwa im Mai des folgenden Jahres.

1661 nennt ein Register die Krüge des Domanialamtes Güstrow, die zwischen den Städten Rostock und Güstrow liegen. Zum Amt gehören der Neue Krug bei Klein Bützin, Krüge in Kammin, Mamerow, Wokern, Hohen Sprenz, Sabel, Kavelstorf, in der Wieck, in Kirch Rosin und in Striesdorf. Der Wokersche Krüger ist zugleich auch ein Baumann und thut Hoffdienst wie ein Bauman. An Abgaben zahlt er drei Reichstaler zwölf Schilling Pachtgeld, acht Schilling Kruggeld, drei Taler Ochsengeld und zwölf Schilling Schaf- und Lammgeld. Er liefert drei Scheffel Roggen, dreieinhalb Scheffel Gerste, fünf Scheffel Hafer, ein halbes Schwein, eine Gans und ein Rauchhuhn.  /6/

Im nur wenige Kilometer nördlich von Groß Wokern liegenden Thürkow werden 1663 im Kirchenbuch zwei Ereignisse erwähnt, die sicher auch im benachbarten Groß Wokern wahrgenommen werden. Am 3. Juni brennen in einer Feuersbrunst im nahen Malchin neunzig Häuser und dreihundert Zimmer nieder. Nur vier Tage später wird die Gegend von einem großen Hagel heimgesucht, der sich vernichtend auf das kurz vor der Ernte stehende Getreide auswirkt. Der Klein Wokersche Pächter wird angewiesen, jährlich siebzig Faden Holz auf das fürstliche Schloss in Güstrow zu liefern. Zu dieser Zeit bewohnt es erst seit wenigen Jahren der noch junge Herzog Gustav Adolf.

Im gleichen Jahr verpfändet dieser die Vogtei Klein Wokern für vierzehntausend Taler an Georg von Mecklenburg. Er ist sein etwa dreizehn Jahre älterer einziger Bruder, ein illegitimer Sohn des verstorbenen Johann Albrecht II.. Georg von Mecklenburg trägt den Titel eines Geheimen Rates und ist Hauptmann des Amtes Dargun. Er ist seit neun Jahren in zweiter Ehe mit Katharina Dorothea von Halberstadt verheiratet. Die Mutter seiner zweiten Ehefrau ist Hofmeisterin am Schweriner Hof. Ein Jahr nach der Verpfändung ist Katharina Dorothea selbst Hofmeisterin der Töchter Gustav Adolfs. Doch schon im Jahr darauf verstirbt sie kurz nach ihrem 48. Geburtstag und wird im Güstrower Dom beigesetzt. In dritter Ehe heiratet Georg von Mecklenburg Margarete Hedwig von Lowtzow. Aus beiden Ehen entstammen sechs Töchter, deren Namen die starke Verbindung mit dem Halbbruder Gustav Adolf verdeutlichen. So heißen drei ältere Töchter Eleonore Marie nach der Mutter des Herzogs, Maria Sibylla nach der Schwägerin und Gustava Magdalena nach Bruder und Schwägerin. Fast fünfunddreißg Jahre lang bleibt die Vogtei Klein Wokern nun verpfändet und befindet sich ausschließlich in den Händen hoher Mitglieder der fürstlichen Regierung und des Güstrower Hofstaates.

Während der Pachtzeit Georg von Mecklenburgs beginnt auf dem Hof in Klein Wokern eine rege Bauphase. Zu Beginn beantragt er bei der herzoglichen Kammer Holz für Balken, Hauptständer, Giebelständer, Sparren und anderes, um einen großen Schafstall von vierundzwanzig Gebind Länge und ein neues Backhaus von sechs Gebind bauen zu können. Ein Jahr später erhält er Holz für einen Pferdestall, 1668 muss die neue Scheune versohlt werden, da sie sonst wieder leicht durch Sturmwind umgeworfen werden kann. Auch richtet Georg von Mecklenburg an den Herzog immer wieder Bittschreiben, die verdeutlichen, was zur Verbesserung des Rohten Lusthauses auff ihr Füstl. Durchl Meyerhofe Wokern noch vonnöten ist. Er benötigt Kalk, um das Haus von innen und außen zu tünchen und abzuweißen, Mauersteine für den Schornstein, der ganz herunter genommen werden müsste, außerdem weiteres Bauholz, für den Fußboden Florsteine und andere Steine für das Dach. Der Tischler arbeitet im Hause an neuen Türen und da der Saal nur mit Brettern belegt ist, soll aus einem Saal des Schlosses Dargun Ahlstracks gebracht werden, um hiesige Logamente damit zubelegen. Georg von Mecklenburg bittet im Juli 1669 um die Materialien, damit ihr vor der Ernte noch anpfahren könntet. Zu dieser Zeit wird das Lusthaus zum letzten Mal in seiner Existenz vollständig renoviert. Etwa dreißig Jahre später reißt man es ab.  /6/

Ein Amtsbericht des Jahres 1664 stellt für die Vogtei Wokern fest, dass ein Teil der Bauern und Kossaten nicht genügend Vieh hat, um auf dem Meierhof Dienst leisten zu können. Das betrifft einen Kossaten aus Groß Wokern und jeweils zwei von vier Bauleuten aus Groß Roge, Nienhagen und Rachow. In Lüningsdorf ist ein Baumann gerade erst angesetzt und dient ebenfalls noch nicht. Es ist offensichtlich, dass das Amt den Bauern Zugvieh liefern muss, um von ihnen die nötigen Hofdienste fordern zu können. Am 13. Mai des gleichen Jahres wird im nahen Güstrow Tilsche Schwellwegen aus Wustrow wegen Zauberei vor dem Schnoientor verbrannt. Es ist das letzte Todesurteil gegen eine Hexe in Güstrow. Im gleichen Jahr gibt es auch direkt im Amt Güstrow einen Hexenprozess gegen Hans Preetzen aus Prangendorf nördlich von Groß Wokern. Preetzen stirbt in der Haft ohne das ein Urteil ausgesprochen wird. Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges hatte der Aberglaube noch einmal drastische Formen angenommen und Hexenprozesse nahmen überhand. Neidische und missgünstige Nachbarn verklagten einander bedenkenlos um des eigenen Vorteils willen.

Anfang April 1666 stirbt Herzogin Anna Sophia von Liegnitz, eine der drei Schwestern des Herzogs und Georgs von Mecklenburg. Ihre Leiche wird in feierlichem Zuge von Schlesien über Brandenburg nach Güstrow überführt, wo sie in der Schlosskapelle beerdigt werden soll. Am 19. April beginnt der letzte Abschnitt des Leichenzuges morgens um fünf Uhr in Strelitz. In der folgenden Nacht bleibt der Leichnam noch einmal in der St. Johannis-Kirche in Malchin aufgebahrt. Dann führt der Weg über Teterow nach Güstrow und kommt auf dieser Strecke auch an Groß und Klein Wokern vorbei. Der Zug wird von Oberstallmeister Voß, berittenen Dienern der Adligen, zahlreichen Edelleuten und vielen Kutschen und Wagen begleitet. In allen Orten, die der Leichenzug berührt, werden die Kirchenglocken geläutet. Überall an den Straßen stehen Bürger, die von der Herzogin Abschied nehmen wollen. Eine besondere Bedeutung hat dieser Zug mit Sicherheit auch für die Einwohner Wokerns, deren Besitzer zu diesem Zeitpunkt schließlich Georg von Mecklenburg ist. Der Herzog selbst reitet der Leiche mit dem Superintendenten und Geistlichen bis zur Gleviner Burg kurz vor Güstrow entgegen. Am frühen Nachmittag um halb zwei beginnt dann die Beerdigungszeremonie in der Güstrower Schlosskapelle.  /20/

1670 nimmt Christoffer Gerstenkorn die Groß Wokersche Schmiedestelle von der Familie Techentin zu Erbrecht an. Die Techentins, Vater Hans und Sohn Claus, hatten die Schmiede seit fünfzig Jahren besessen und bewirtschaftet.

Im Juli 1672 tritt Georg von Mecklenburg die Vogtei Klein Wokern samt aller Pertinenzien und Inventarien wieder an den Herzog ab, da die verpfändete Schuldsumme von vierzehntausend Talern inzwischen auf achttausend Taler gesunken ist. Für diese Restsumme bleibt Georg von Mecklenburg nun noch der domaniale Hof Cammin mit Prangendorf zu gleichem Recht wie Klein Wokern überlassen. Fünf Jahre zuvor hatte er bereits einen Kirchenstuhl in der Camminer Dorfkirche geschenkt bekommen, gleichzeitig wurde ihm der Teschower See samt Mühlenanteil verpfändet. Nur drei Jahre später stirbt er erst etwa fünfundfünfzigjährig. Interessant ist der Blick auf die Rechte des Pfandinhabers, werden sie doch als mit Klein Wokern übereinstimmend bezeichnet. Der Herzog behält sich das Patronatsrecht über die Kirche und die Einnahmen aus der Gerichtsbarkeit vor. Unwillige und ungehorsame Untertanen dürfen durch den Pfandinhaber aber mit Gefängnisstrafen, nur nicht mit Geld, belegt werden. Auch die Jagd und Hölzung in den Wäldern bleiben grundsätzlich beim Herzog. Georg von Mecklenburg darf aber uneingeschränkt und Zeit seines Lebens auf den Feldern jagen. Finden sich hier Möglichkeiten zur Mast, so kann er sie zum Besten des Hofes nutzen. Für eine begrenzte Stückzahl Vieh steht Georg von Mecklenburg auch die Mast in den Güstrower Amtsholzungen zu. Dem im Pfandbezirk vorhandenen Wald darf er ohne Bezahlung Feuerholz entnehmen, Bauholz wird jedoch erst nach Besichtigung durch die herzogliche Rentkammer angewiesen.

Die zum verpfändeten Hof gehörenden Untertanen müssen zur Winterzeit, wenn es keine Acker- und Feldarbeit gibt, für den Hofstaat zwanzig Faden Holz fällen und dieses anliefern. Findet in der Gegend eine herzogliche Jagd statt, so sind die Bauern verpflichtet, Hilfe zu leisten. Sie müssen sich vor allem um den Transport der Netze und Tücher zur Treibjagd kümmern. Der Pfandinhaber erhält die, entsprechend einer herzoglichen Verordnung vorgeschriebenen, Vieh- und Handdienste der Untertanen zugesprochen. Die Bauern sind verpflichtet, ihm das zum Verkauf bestimmte Korn nach Wismar, Rostock oder Güstrow zu transportieren. Ausdrücklich erwähnt wird, dass der Zustand der Bauern nicht beschwert und sie nicht über Gebühr mit Diensten belastet werden dürfen. Im Gegenzug zu den Rechten, die sich aus der Verpfändung ergeben, wird Georg von Mecklenburg verpflichtet, Zimmer und Gebäude instandzuhalten, die vorhandenen Äcker zu begaten, unter Mist zu halten und gut mit Saat zu bestellen sowie den Predigern, Küstern und Schornsteinfegern die nötigen Abgaben zu zahlen. Er darf außerdem wüste Hufen zu seinem eigenen Nutzen gebrauchen, wenn er selbst die ursprünglich durch die Bauern gezahlten Abgaben an den Herzog entrichtet. In Klein Wokern verschwinden beispielsweise nach dem Dreißigjährigen Krieg alle Kossatenstellen. Diese Regelung findet wohl überall im Domanium Anwendung, denn auch hier werden jetzt viele Stellen gelegt. Es entstehen neue Höfe, Schäfereien und Mühlen.  /6/

Ebenfalls im Juli des Jahres tritt der sechsunddreißigjährige Pastor Barthold Guhle aus Rostock die Pfarrstelle in Klaber und Groß Wokern an. Er heiratet Sophie Koch, die Tochter seines Vorgängers, des verstorbenen Pastors Johannes Koch. Barthold Guhle beginnt damit, in Klaber ein Taufregister zu führen. In Groß Wokern ist ein solches erst vierzehn Jahre später überliefert. Wahscheinlich ist aber, dass das frühe Wokersche Taufregister bei einem Brand auf dem Küstergehöft vernichtet wurde, den es zu dieser Zeit gegeben haben muss. Der 1674 geborene Adam Christoff Milhahn, als alter Mann als Zeuge aufs Amt gerufen, erinnert sich, dass Wohnhaus und Scheune der Pfarre in seinen kindlichen Jahren durch Verwahrlosung abgebrannt seien..

Im folgenden Jahr 1673 verpachtet Herzog Gustav Adolf die Vogtei Wokern an seinen Oberstallmeister Adam Christoph Voß, der wohl auch gleichzeitig Pächter des Hofes in Mamerow ist. Voß bekleidet nach dem Hofmarschall das zweithöchste Amt im Hofstaat Gustav Adolfs. Im gleichen Jahr wird der erste Sohn des jungen Claus Milhahn geboren - er erhält mit Adam Christoph denselben Vornamen wie der neue Pächter der Vogtei in Klein Wokern. Die Wokerschen Bauern liefern ihrem neuen Pächter wie es schon bei Georg von Mecklenburg gehabt zwanzig Hühner und hundert Eier. Immer wieder gibt es Auseinandersetzungen um die Rohrwerbung auf dem sogenannten Flöten Diek zu Groß Wokern, der zwischen den Feldmarken von Wokern und Mamerow liegt. Voß hatte Rohr für den Bau eines neuen Wohnhauses in Mamerow geworben, nun bittet er darum, daß von dem Rohr, selbigem Hoff ein gewißer ohrt angewiesen werden, damit man ins künfftige mit der Werbung deß Rohrs nicht auffgehalten werden möge. Aber als er einige Jahre später Rohr für den Schafstall, das Backhaus, die beiden Scheunen und das Wohnhaus wirbt, kommt es erneut zu Streitigkeiten. Die brandenburgische Armee quartiert sich in diesem Winter im Amt Güstrow ein.  /6/

Der Pfarrer von Thürkow hält im Kirchenbuch fest, dass er am ersten Advent des Jahres 1675 wegen des schwedischen Durchmarsches nicht gepredigt, die Häuser sind voll Reuter, am zweiten Advent sind etliche Schwadronen Dänen nach Gnoien in Verfolgung der Schweden marschiert. Die Truppendurchzüge finden im Zusammenhang mit dem Brandenburgisch Schwedischen Krieg statt, der vier Jahre lang andauert. Er stürzt das Land Mecklenburg in starke finanzielle Schwierigkeiten, die Einnahmen der Renterei in Mecklenburg Güstrow sinken um mehr als die Hälfte.

Oberstallmeister Adam Christoph Voß richtet im Februar 1676 eine Klage an das Amt in Güstrow. In der Vogtei Wokern bleiben die Bauern aus Groß Wokern und Groß Roge mit ihren Diensten aus. Sie begründen ihre Haltung damit, dass sie selbst durch dauernde Einquartierungen und Durchzüge nicht das geringste für ihr Vieh anfüttern und nicht genug an Saat- und Brotkorn behalten können. Voß zeigt für die Roger Bauern Verständnis, da sie wirklich große Entbehrungen erlitten haben und ganz ruiniert sind. In Wokern aber haben die Bauern nur einmal Einquartierung durch ein halbes Regiment gehabt und ansonsten nichts erlitten. Trotzdem kommen sie nicht zum Hofdienst oder wollen nur eine Person zu Hofe schicken, so dass dort alle Arbeit liegen bleibt. Voß bittet das Amt darum, eine Dienstordnung zu erlassen, die die Bauern anweist, im Winter zwei und im Sommer vier Personen zu Hofe zu schicken. Das Amt kommt dieser Bitte nach, so dass die acht Bauern und der Kossate aus Wokern künftig entsprechende Hofdienste leisten müssen. Gleichzeitig erhalten vier Bauern des Dorfes, denen offensichtlich das Saatkorn fehlt, eine Unterstützung von jeweils acht Scheffeln Gerste und vier Scheffeln Hafer.